Mal ehrlich, habt ihr euch nicht auch schon gefragt, wie da Säuren in ätherischen Ölen landen und wozu diese eigentlich gut sind? Brennen die nicht auf der Haut?

Carboxylsäuren – die Säuren der Natur

In der Natur kommen Säuren in Pflanzen Carboxylsäuren vor – die allermeisten sind nicht-terpenoiden Ursprungs und können sich dadurch sehr leicht in Wasser lösen. Essigsäure ist so eine prominente unter ihnen.

Werden Pflanzen destilliert, die solche nicht-terpenoiden Säuren enthalten, landen jene naturgemäß im Hydrolat. Das erklärt auch etwas, warum Hydrolate eigentlich immer sauer sind und warum es dabei jedoch eine Spanne von wirklich extrem sauer (zum Beispiel Cistrosenhydrolat) bis leicht säuerlich gibt. Und das ist natürlich auch ein Hinweis darauf, dass Hydrolat und Öl nicht wirklich deckungsgleiche Wirkungen haben.

Triterpen-Carboxylsäuren

oder warum Weihrauchöl keine Boswelliasäuren enthält

Andererseits gibt es solch berühmte Säuren wie Boswelliasäuren. Diese haben einen Ursprung als Terpene, sind sogar triterpen, das heißt recht groß – zu groß, um flüchtig genug zu sein und mitdestilliert werden zu können. Boswelliasäuren können nicht im ätherischen Öl oder Hydrolat auftauchen – geht nicht.

Es gibt zwei Studien, die veröffentlich wurden und das Gegenteil beweisen wollen. Die Ergebnisse sind nicht reproduzierbar. In beiden Studien wird zudem behauptet, dass Boswelliasäuren nicht mit der sonst bewährten Analysemethodik für ätherische Öle, nämlich der GC-MS, Gaschromatografie/Massenspektroskopie Kombination, nachgewiesen werden können.

Es gibt jedoch die Möglichkeit über Lösungsmittelverfahren Weihrauchharz auszuziehen. Jenes ist nicht so stark auf die Flüchtigkeit angewiesen, sodass hier Boswelliasäuren in Weihrauchextrakt übergehen können. Es mag jedoch elegantere Lösungen dafür geben. Ätherisches Weihrauchöl hat ein anderes Wirkspektrum als Boswelliasäuren-reiche Extrakte.

Säuren zu Estern zu Säuren

In Pflanzen reagieren auch nicht-terpenoide Säuren mit Terpenalkoholen, wenn es dafür einen Katalysator, also eine energetische Möglichkeit gibt. So entsteht zum Beispiel aus dem bekannten Linalool zusammen mit Essigsäure Linalylacetat (ein Ester) und Wasser. Diese Reaktion ist reversibel und kann also in beide Richtungen gehen.

Solch eine energetische Möglichkeit ist gegeben bei einer Destillation aber auch bei der Seifenherstellung. Deshalb verändern sich gerade die Ester bei der Seifenherstellung. Einen tollen (englischsprachigen) Artikel dazu und was sich bei Seifenherstellung mit ätherischen Ölen ändert, könnt ihr im Blog von Tisserand nachlesen. Ester werden bei einer Wasser(dampf)destillation gern erst gebildet oder zersetzt – zurück in Alkohol und Säure. Das erklärt, warum der Duft des Öles manchmal recht verschieden zu jenem der lebenden Pflanze ist.

Mengen in Öl und Hydrolat

Während Säuren von allen biochemischen Inhaltsstoffen von ätherischen Ölen am stärksten wasserlöslich sind, gelingt es immer noch einem kleinen Teil im Öl zu verbleiben. Säuren kommen also nur äußerst gering, meist in Spuren vor.

Beispiele wären Ameisensäure, Essigsäure, Myrrhenölsäure und Palmitinsäure, die allesamt im Myrrhenöl zu 0,2 % enthalten sind. Aber auch Benzoesäure, Milchsäure, Buttersäure (oh die stinkt! Aber riecht fruchtig in Mini-Dosen.), Angelicinsäure, 4-Hydroxynonanosäure, 2-Hydroxyzimtsäure und Tiglinsäure kommen vor. Und je nach Auszugsverfahren dann auch Boswelliasäure. Am reichsten ist wohl die Cistrose mit 1,8 % Säuren! Deshalb ist auch das Hydrolat so richtig sauer mit einem pH Wert von 2,9.

Im Hydrolat können maximal 2 g/L an terpenoiden Säuren gelöst sein. Dann ist auch deren Löslichkeit erreicht.

 

Säuren in der Aromamassage – tut das nicht weh?

Am Beispiel der Myrrhe, die ja wunderbar hautpflegend, ja wundheilend ist, können wir schon sehen, dass Säuren hier nicht sehr ins Gewicht fallen. Aber wie mit allen Terpenen kann bei längerer Verwendung der Öle auf der Haut eine Hautreizung nicht ausgeschlossen werden. Übrigens sind hier Ester, zu denen Säuren ja gern reagieren, bekannt, bei längerer Anwendung zur Austrocknung der Haut zu führen. Ganz vorne genannt ist hier das Lavendelöl.

 

Verstoffwechslung und Wirkung

Wenn Säuren über unsere Haut aufgenommen werden, werden sie recht schnell von unserem Körper verstoffwechselt und ausgeschieden. Dadurch stellen sie für uns kein toxisches Problem dar. 

Sie gelten als bakterizid und allgemein desinfizierend.

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