Am 11. Februar 2025 veröffentlichte Mamavation – ein US-amerikanischer Konsumentenblog für Schwangerschaft und Kinder – eine Stichprobenuntersuchung, die Phthalate in allen getesteten ätherischen Ölen nachwies. Die gemessenen Werte lagen zwischen 40 ppb und 13.029 ppb. Für die Untersuchung wurden Pfefferminz- und Lavendelöle dieser Marken getestet: Aura Cacia, Doterra, Rocky Mountain, Cliganic, Nature Packaged, Revive, Young Living, Vibrant Blue, Mountain Rose Herbs, Plant Therapy, Now.
Die ätherischen Öle mit den höchsten Phthalat-Werten lt. jener Untersuchung:
- doterra Peppermint Essential Oil – 13.029 ppb
- doterra Lavender Essential Oil – 8.343 ppb
- Rocky Mountain Peppermint Essential Oil – 5.217 ppb
- Revive Peppermint Essential Oil – 4.777 ppb
- Aura Cacia Lavender Pure Essential Oil – 4.674 ppb
- Nature Packaged Peppermint from India Origin 100% Essential Oil – 2.743 ppb
- Cliganic Organic Peppermint Essential Oil – 2.431 ppb
- Rocky Mountain Lavender Essential Oil – 2.181 ppb
Als ich diese Information in meinen Social-Media-Profilen (instagram, facebook) teilte, ließ die Empörung nicht lange auf sich warten. Allerdings richtete sich der Unmut nicht gegen die Verunreinigung unserer geschätzten Produkte, sondern wurde zur persönlichen Auseinandersetzung. Schließlich könne es ja nicht sein, dass ausgerechnet Öle mit ausgewiesener „therapeutischer Qualität“ die höchsten Belastungen aufweisen.
Berechtigterweise wurden aber auch konstruktive Fragen gestellt: Was bedeutet das für unsere europäischen Marken? Gibt es hier Daten? Wie gelangen die Phthalate in die ätherischen Öle? Was kann man tun, um sie zu erkennen und zu reduzieren? Diesen und weiteren Fragen möchte ich hier nachgehen.
Das Problem mit Phthalaten
„Phthalate werden zwar hauptsächlich als Weichmacher verwendet, sind aber auch in Klebstoffen, Dichtungsmitteln, Farben, Gummimaterialien, Drähten und Kabeln, Bodenbelägen, Verpackungen, Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, medizinischen Geräten und Sportausrüstungen zu finden.
Wir sind Phthalaten über die Nahrung, die Haut und die Luft ausgesetzt. Da Phthalate in den Materialien, denen sie zugesetzt werden, nicht chemisch gebunden sind, können sie leicht auslaugen oder verdunsten.
Einige ortho-Phthalate können die Fruchtbarkeit oder das ungeborene Kind schädigen und unser Hormonsystem stören. Insbesondere beeinträchtigen sie die sexuelle Entwicklung von Jungen, was bei Erwachsenen zu Unfruchtbarkeit führen kann.“

Phthalate finden sich auch in Medikamentenhüllen, so sie sich erst im Darm statt schon im Magen auflösen sollen.
Wie gelangen Phthalate in ätherische Öle?
Phthalate in ätherischen Ölen: Kontamination durch Umwelteinflüsse bei der Pflanzenkultivierung
Kontaminiertes Abwasser bei der Pflanzenbewässerung ist eine der Hauptquellen für Phthalate in ätherischen Ölen. Da diese Substanzen in der Umwelt weit verbreitet sind und leicht aus Materialien auslaugen, werden sie über das Bewässerungswasser von den Pflanzen aufgenommen.
Diese Problematik ist seit langem bekannt. Eine Studie von 2014 wies Phthalate im ätherischen Öl der iranischen Schafgarbenart Achillea tenuifolia nach – vermutlich eine Folge der Abfallentsorgung in Entwicklungsländern. Die Autoren formulieren treffend: Während wir Pflanzen als Nahrungs- und Heilmittel schätzen, gefährden wir sie durch Umweltschäden.
Die Plastikvermüllung verschärft das Problem erheblich. Industrieländer verbrennen zwar Plastik, verschiffen es aber auch in Entwicklungsländer, wo es die Umwelt belastet. Viel zu wenig wird recycled und das Recycling selbst ist problematisch (es setzt Microplastik frei und nur sortenreines Plastik kann recycled werden). Phthalate und andere kritische Stoffe gelangen ins Grundwasser, kontaminieren Böden und die Luft. Diesen Kreislauf zeigt z. B. eine Studie von 2021, welche erhöhte Phthalat-Werte im Urin von Arbeitern in Plastik-Gewächshäusern belegte.
Eine Studie an chinesischen Blumenkohlpflanzen aus 2022 zeigte, wie Phthalate aus belasteten Böden durch die Wurzeln aufgenommen und in der ganzen Pflanze verteilt werden.
Die Studie an den Blumenkohlpflanzen präsentiert auch einen möglichen Lösungsansatz: Das Besprühen der Blattoberflächen mit phthalat-zersetzenden Bakterien führte zu einer messbaren Reduzierung der Phthalat-Belastung in den Pflanzen.
Eine (bemerkenswerte) Studie von 2011 untersuchte die chinesische Veilchenart Viola tianshanica, eine traditionelle Heilpflanze der TCM bei Entzündungen und Influenza. Erstaunlicherweise wurde der Hauptinhaltsstoff Dibutyl-Phthalat (15,19 %) ohne jeden Kommentar dokumentiert – dies, obwohl das ätherische Öl im Labor selbst durch Wasserdampfdestillation gewonnen wurde.
Wie Phthalate durch Herstellungsprozesse und Logistik in ätherische Öle gelangen – Kontaminationsquellen in der Produktion
Von der Ernte über die Destillation bis zur Endverpackung werden Pflanzen und die daraus gewonnenen ätherischen Öle mehrfach transportiert und in verschiedenen Gefäßen gelagert.
Eine Studie belegt, dass die Phthalatverunreinigung von Zitrusölen seit 1996 wiederholt nachgewiesen wurde und hauptsächlich auf die Extraktionsmaschinen zurückzuführen ist:
Diese Verbindungen, die als Zusatzstoffe in den Kunststoffteilen der zur Extraktion und/oder zum Dekantieren der Öle verwendeten Maschinen vorhanden sind, werden während des Produktionszyklus auf die ätherischen Öle übertragen (Di Bella et al., 2000, Di Bella et al., 2001a, Di Bella et al., 2001b).”
Die oben genannte Studie von Di Bella et al. aus dem Jahr 2001 untersuchte 12 Proben von Plastikmaterial, das während der Extraktionsprozesse mit den Ölen in Kontakt kommt. Die Analyse zeigte verschiedene Phthalate in unterschiedlichen Bauteilen, wobei sich deutliche Unterschiede zwischen neuen und bereits genutzten Komponenten zeigten:
“Die Tatsache, dass mit Dichlormethan weitaus größere Mengen an Weichmachern aus Neuteilen extrahiert wurden als aus gebrauchten Teilen, deutet darauf hin, dass diese Verunreinigungen durch die ätherischen Öle aus den Kunststoffkomponenten extrahiert werden, während die Öl/Wasser-Emulsionen die verschiedenen Phasen des Produktionsprozesses durchlaufen. […] Die in diesen Extrakten gefundenen Weichmacherrückstände erreichten häufig Werte von mehr als 100 ppm. In vielen Fällen waren die Konzentrationen sogar so hoch, dass die Extrakte verdünnt werden mussten, bevor die Analysen durchgeführt werden konnten.”
Die Bio-Qualität für Zitrusschalenöle sollte zwar beim Ätherisch-Öl-Kauf Pflicht sein, schützt aber nicht vor Phthalat-Verunreinigung durch den Extraktionsprozess. Eine Lösung liegt in der Verwendung alternativer Materialien bei den Produktionsmaschinen.
Dass diese Problematik seit 30 Jahren bekannt ist, zeigt auch: Erst durch klare Konsumentennachfragen entsteht der nötige Druck für Veränderungen. Während der private und therapeutische Konsum ätherischer Öle früher deutlich geringer war als jener der Nahrungsmittel- und Parfümindustrie, hat unsere Stimme heute mehr Gewicht. Fragen wir also nicht nur nach Bio-Qualität, sondern auch nach den Analysewerten der Phthalate.
Wer selbst destilliert oder den Prozess beobachtet hat, kennt die übliche Verwendung von Kunststoffleitungen und -schläuchen. Deren Flexibilität geht auf Weichmacher zurück und durch den Kontakt mit ätherischen Ölen geben sie potenziel Phthalate ab.
Auch die weichmacherhaltigen Dichtungen an Verbindungsstellen und Ventilen der Produktionsanlagen sind eine bedeutende Kontaminationsquelle durch ihren direkten Kontakt mit den Ölen.
Während wir als Endverbraucher unsere ätherischen Öle in Glasbehältern erhalten, erfolgen Transport und Lagerung größerer Chargen meist in Plastikbehältern – vor allem zur Gewichtsreduzierung. Diese Kunststoffverpackungen können besonders bei höheren Temperaturen oder längerer Lagerdauer zur verstärkten Migration von Phthalaten in die ätherischen Öle führen.
Phthalate als Duftstoff-Fixiermittel: Verwendung und Regulierung in der Parfümindustrie
Phthalate werden auch gezielt dem Endprodukt zugesetzt. In der Parfüm- und Kosmetikindustrie fungieren sie als Fixiermittel, um die Flüchtigkeit der Duftstoffe zu reduzieren und deren Bindung an die Ölbasis zu verbessern.
Diese Zusätze stabilisieren die Duftkomposition, verlängern die Duftintensität und verlangsamen das Verfliegen der aromatischen Komponenten nach dem Auftragen.
Zwar können natürliche Fixiermittel durch Düfte mit Basisnoten eingesetzt werden, aber Phthalate sind kostengünstiger. Oft werden beide Methoden kombiniert.
In 100% naturreinen ätherischen Ölen dürfen sie natürlich nicht hinzugegeben werden. Gedankenspiel: Was ist, wenn ich von meinem Produkte weiß, dass viele Phthalate durch Kontamination hineingelangt sind und ich nichts dagegen mache, weil es eben diese duftstabilisierenden Eigenschaften hat?
Natürliche Alternative
Die Firma Sunday Naturals verwendet Citronensäuretriethylester / Triethylcitrat als Trägerersatz. Dieser Stoff gilt als ungiftige Alternative zu Phthalat-Weichmachern, der auch in Kunststoffen Einsatz findet. In der EU ist er auch als Zusatz in Aromen und Eiklarpulvern zugelassen. Er entsteht durch die Veresterung von Ethanol mit Citronensäure. Bei Sunday Naturals, die immer wieder Innovationen umsetzen, findet sich z. B. 80 % Triethylcitrat in einem Absolue (Flouve Absolue) als Verdünnungsmittel. In der natürlichen Aromawelt kommt sonst entweder Weingeist oder Jojobawachs zum Einsatz.
Wie schön zu wissen, dass es industriefertige Alternativen gibt, mit denen sofort gearbeitet werden und der Produktionsprozess verbessert werden kann.

Wie weist man Phthalate in ätherischen Ölen nach?
Die gute Nachricht ist: Phthalate lassen sich mit derselben Analysemethode nachweisen wie die Komponenten ätherischer Öle – der Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS). Größere Firmen verfügen über eigene Labore und testen ihre Öle damit routinemäßig. Dies ermöglicht zwar bessere Produktsicherheit, wirft aber zugleich eine wichtige Frage auf: Warum wurden bisher keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen?
Gesetzliche Regelungen in der EU
Ätherische Öle können in der EU über drei verschiedene Wege zugelassen werden: Als Kosmetikum, als Lebensmittel und als Bedarfsgegenstand.
Die EU-Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009 regelt streng die Verwendung von Phthalaten:
- Einige Phthalate (DEHP, DBP, BBP) sind komplett verboten
- Andere sind unter bestimmten Bedingungen als Fixiermittel erlaubt
- Es gibt eine Pflicht zur Aufführung in der INCI-Liste auf der Verpackung
Für Lebensmittel gelten noch strengere Grenzwerte und die EU-REACH-Verordnung reguliert zugelassene Öle als Bedarfsgegenstand, die ebenso nur ganz bestimmte Phthalate enthalten dürfen. Zudem muss die Sicherheit aller Produkte nachgewiesen und dokumentiert werden.
Was bedeutet das für unsere europäischen Öle?
Die eingangs zitierte Stichprobentestung hat ein Problem ans Licht gebracht, das in internen Kreisen vermutlich schon länger bekannt war. Nun betrachten wir es als Gemeinschaft.
Situation in Europa
Können wir aufgrund der Testung davon ausgehen, dass unsere europäischen Öle von diesem Problem nicht betroffen sind? Ganz bestimmt nicht. Wir haben aber auch keine Daten darüber in welcher Dimension Phthalate in diesen ätherischen Ölen stecken und ob es Marken mit weniger hohen Gehalten als andere gibt. Vielleicht wird aber wirklich konsequenter nach Rückständen geschaut und Ware nicht angenommen. Ab und an werden Fälle im Lebensmittel- und Kosmetikbereich bekannt, die in Europa abgewiesen werden, aber den Grenzwerten in den USA noch entsprechen etc.
Phthalate in ätherischen Ölen sind kein rein US-amerikanisches Problem. Ätherische Öle sind ein globales Produkt. Unsere Umweltinteraktion ist global: Wird Plastik in ferne Länder verschifft, verunreinigt es dort Boden und Wasser – genau dort, wo die Pflanzen für unsere ätherischen Öle wachsen. Einmal mehr zeigen ätherische Öle, wie eng alles miteinander verbunden ist und welche Auswirkungen unser Handeln hat.
Der Ruf nach Stichprobentestungen im deutschsprachigen Raum wie in den USA wird auf solche Posts immer mal wieder laut. Diese Testungen sind spendenfinanziert – von Konsumenten selbst. Ihr könnt euch jederzeit vernetzen und so etwas auf die Beine stellen. Die Summen für die Testungen zusammen zu bekommen, ist in den USA bei einer entsprechend größeren Bevölkerung aber wesentlich einfacher.
Grenzen der Bio-Zertifizierung
Auch europäische Firmen beziehen ihre Rohstoffe weltweit. Zwar achten wir hier stärker auf Bio-Anbau, doch ein Bio-Zertifikat gibt es auch, wenn mit verunreinigtem Grundwasser bewässert wird, eine Autobahn in der Nähe verläuft oder eine Plastikhalde unweit steht. Zudem lässt sich schwer kontrollieren, ob nicht auch konventionell angebaute Pflanzen aus Profitgründen beigemischt werden. Bio-Zertifikate können missbraucht werden, haben aber durchaus ihren Wert und ihre Berechtigung. Allerdings sagen weder Bio-Anbau noch Wildsammlung dann etwas über die mögliche Kontaminationsquelle in Produktion und Logistik aus.
Handlungsbedarf und Kontrollen
Die Stichprobentestung zeigt deutliche Qualitätsunterschiede. Wir können durch die Wahl der Herkunft und andere Maßnahmen zur Reduzierung von Phthalaten in ätherischen Ölen beitragen. Die Hersteller sind nun gefordert, genauer hinzusehen und Verbesserungen anzustreben. Ein wichtiger Ansatz wäre zudem, auf Verbraucherseite den verschwenderischen Umgang mit den Ölen zu reduzieren. Wer schon einmal selbst destilliert hat, weiß: Für wenige Tropfen Öl braucht es große Pflanzenmengen. Je größer die Produktion, desto mehr Probleme entstehen.
Ein wichtiger Schritt sind Qualitätskontrollen der Endprodukte durch die Firmen selbst. Dass hier entscheidende Fehler in den USA gemacht wurden, zeigt, dass sogar in den USA verbotene Phthalate in den Ölen gefunden wurden. Hierzulande verfügen einige Firmen über hauseigene Labore, in denen sie jede Charge kontrollieren – ob dabei auch so penibel auf Phthalate geachtet wird, wie es rein rechtlich sein müsste, weiß ich nicht, aber hoffe ich (vielleicht liest das hier ja jemand im Labor?). Im Gegensatz zu eingeführten ätherischen Ölen unterliegen “unsere” ätherischen Öl konkreten EU-Zulassungen mit Grenzwerten. Wie eingeführte ätherische Öle zertifiziert sind, ist oft Gegenstand von Spekulationen.
Risiken beim Einkauf von Großhändlern
Vielleicht hilft ein weiterer Einblick, der aber auch weltweit gilt. Diese Informationen stammen aus meinen Quellen und Erfahrungen mit europäischen Firmen: Prüfungen in firmeninternen Laboren fokussieren sich auf bestimmte biochemische Verteilungen (jene Profile, die wir in den Aromatherapie-Ausbildungen zumindest ansatzweise lernen, aber im Labor geht es natürlich noch tiefer ins Detail). Da Großhändler diese Standards kennen, besteht das Risiko von Manipulation und ich weiß, dass es durchaus geschieht:
- Vermischung verschiedener Destillationen
- Beimischung isolierter Einzelstoffe aus anderen ätherischen Ölen
- Zusatz synthetischer Substanzen
Solche Manipulationen sind in kleinen Firmenlaboren ohne intensive Analytikerfahrung schwer nachweisbar. Mit Erfahrung kann man jedoch vieles am Geruch erkennen – vertraue daher deiner Nase!
Problematik für kleinere Firmen
Besonders kleinere Firmen sind gefährdet, da sie sich auf die Analysezertifikate der Großhändler verlassen müssen. Ich habe selbst erlebt, wie ein eindeutig synthetisches Öl in mehreren Chargen mit Großhändler-Zertifikaten als 100 % reines ätherisches Öl verkauft wurde. Aus diesem Grund meide ich nun Firmen, die von Großhändlern beziehen.
Und bevor das nach einer Warnung vor kleineren Firmen klingt, die ich deutlich bevorzuge: Es geht um Großhändler und große Firmen. Denn je größer die Firma und ihr Einkaufsvolumen, desto anfälliger wird das System für wirtschaftliche „Optimierung“. Diese führt zu billigeren Teilchen in der Produktion etc.
Phthalate in ätherischen Ölen vermeiden: Praktische Tipps und Präventionsmaßnahmen
Es ist ein wahrer Luxus, kleine Hersteller ätherischer Öle persönlich zu kennen. Man weiß dann genau, wo die Pflanzen wachsen, ob bei der Destillation Plastikschläuche verwendet werden und ob durchgehend in Glas gelagert wird.
Wer selbst Pflanzen anbaut und destilliert, hat nicht nur ein faszinierendes Hobby, sondern behält auch die volle Kontrolle über die Qualität. Susanne Fischer-Rizzi, bei der ich die Kunst des Destillierens auf wunderbare Weise erlernt habe, betont zu Recht: Diese Unabhängigkeit bringt sowohl gesundheitliche als auch politische Vorteile.
Wer diesen Luxus nicht hat und bei Ätherisch-Öl-Händlern einkauft, hat dennoch eine Verbraucherstimme: Fragt gezielt nach den Analysen der ätherischen Öle, die ihr kaufen möchtet oder bereits gekauft habt – natürlich auch nach der Prüfung auf Phthalat-Gehalt. Die Analyse ist nicht nur aus therapeutischer Sicht interessant, sondern zeigt den Herstellern, dass euch Qualität wichtig ist. Fragt freundlich nach; wenn ihr eine ausweichende Antwort bekommt, solltet ihr hellhörig werden. Eine seriöse Firma teilt euer Interesse an Qualität und stellt bereitwillig Analyseergebnisse zur Verfügung. Das habe ich in meinen 15 intensiven Aromajahren immer wieder erlebt.
Ich entwickle derzeit systematisch Methoden, um Qualität mit dem eigenen Körper wahrzunehmen. Diese Techniken integriere ich in meine kommenden Seminare, damit wir alle eine zusätzliche Möglichkeit zur Qualitätsprüfung haben. Vielleicht entwickelt ihr auch eigene Ansätze – experimentiert einfach damit, wie ihr für euch überprüfen könnt, ob ein Öl wirklich gut ist – und bleibt dabei ehrlich mit euch selbst.

Fazit und Ausblick
Die Stichprobentestung auf Phthalate in ätherischen Ölen ist ein Weckruf für die gesamte Branche. Diese Problematik betrifft nicht nur einzelne Hersteller oder Regionen, sondern ist ein globales Phänomen, das systematische Lösungen erfordert. Einige Ursachen – von der Kunststoffverwendung in der Produktion bis hin zu Transport und Lagerung – sind identifiziert und können angegangen werden. Die Umweltbelastung mit Phthalaten und anderen gefährlichen Stoffen ist nicht nur ein Branchenproblem, sondern gilt es als gesamte Menschheit anzugehen. Wir können allerdings einen konkreten Druck in unserer Branche aufbauen.
Für die Zukunft ergeben sich mehrere wichtige Handlungsfelder:
- Verstärkte Qualitätskontrollen und Transparenz bei den Analyseergebnissen
- Entwicklung und Einsatz alternativer Materialien in der Produktion
- Bewussterer Umgang mit ätherischen Ölen auf Verbraucherseite
- Aufbau direkterer Beziehungen zwischen Produzenten und Konsumenten
- Eigenen Plastikkonsum reduzieren (nicht auf Recycling vertrauen; versendet deine Ätherische-Öl-Firma plastikfrei?)
Als Verbraucher haben wir die Macht, durch gezielte Nachfragen und bewusste Kaufentscheidungen Veränderungen anzustoßen. Die Aromatherapie-Gemeinschaft kann dabei eine Vorreiterrolle einnehmen, indem sie auf höhere Qualitätsstandards und bessere Kontrollen drängt.
Die Herausforderung liegt nun darin, das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen und gleichzeitig konstruktive Lösungen zu entwickeln. Nur durch das Zusammenspiel von Herstellern, Händlern und Verbrauchern kann eine nachhaltige Verbesserung der Situation erreicht werden.
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