Jasmin – die Zwei, die Eines sind
Die zwei häufigsten Jasmindüfte sind Arabischer Jasmin (Jasminum sambac) und der Jasminum grandiflorum. Letzterer trägt manchmal den Namen „Echter Jasmin“ oder auch „Sizialinischer J.“, „Katalanischer J.“, „Spanischer J.“. Beide werden als CO2-Extrakt oder auch Absolue angeboten und riechen so ähnlich und gleichzeitig so unterschiedlich, dass es häufig zwei Lager gibt, die den jeweils anderen Jasmin als „zu süß“ beschreiben.
Spannend oder?
Wie Jasmin Unterschiede aufwirft, aber doch immer das gleiche hervorbringt! Er fördert Passion, denn mit Leidenschaft wird debattiert, welcher Jasmin denn nun besser rieche. Nie wird es unschön, immer ist das Staunen, das Überrascht-Sein, das Lachen dabei. Es ist also eine Spannung mit Anziehung, ein Tanz.
Wir sagen ja auch der Jasmin und meinen diesen betörenden weiblichen Duft. Das ist die nächste Stolperfalle der Dualität, die keinen Sinn macht und doch auch da ist. Es ist die Dynamik des 2. Chakra, Svadhisthana, dem Ort des Selbst, so die Übersetzung. Die Pole vereint im Sexualchakra im ewigen Tanz, der mit Gegensätzen spielt und Kreativität fördert. Ganz wie Jasmin.
Deshalb lehrt Jasmin, dass das Verharren auf einer Seite völlig gaga ist. Hingegen der Tanz zwischen den Polaritäten ist das wirklich Interessante. Es ist ein Spiel und kein Kampf.
Das Leben ist ein Spiel
Tatsächlich hört man immer wieder von Erwachten und weisen Menschen: Das Leben ist ein Spiel. OSHO sagte auch gern: „Wenn es Regeln hat, ist es ein Spiel.“ Damit verwies er besonders gern auf die Ehe, also die Beziehung, womit wir wieder beim Tanz der Polaritäten wären.
Kontrolle!
Vorwarnung: Es wird provokativ. Hier meine Story: Ich habe seit bestimmt 15 Jahren eine Jasminum-sambac-Pflanze. Von ganz klein auf Busch gezogen. Ein Blickfang auf dem Fensterbrett. Nach anfänglichen Gewöhnungsjahren fing der Jasmin an, immer dann, wenn ich mit meinem Stresspegel auf Burnout-Ebene kam, zu blühen. Er blühte einmal fünfmal im Jahr und setzte dabei dann auch noch ganz untypisch mit 12 Blüten an einem Austrieb an.
Ich habe das relativ schnell durchschaut und mich, ganz in der Natur des Jasmins, auch darüber amüsiert. So hatte ich dann auch mit jedem neuen Blütenansatz eine Vorwarnung. Doch konnte ich an meiner Position etwas verändern? Nie habe ich es geschafft. Immer konnte ich nur beobachten, wie das Spiel wie auf einer Bühne zu Ende gespielt wurde.
Einerseits offenbarte mir Jasmin, dass ich die jeweils aktuelle Situation mit unglaublich vielen „Kontrollfäden“ in der Hand versuchte, so zu gestalten und zusammen zu halten, wie ich meinte, es müsse sein – und verausgabte mich dabei. Andererseits konnte ich nicht kontrollieren, diese Kontrolle loszulassen. Mit Jasmin in der Nase konnte ich wieder tiefer atmen und mich entspannen, aber die Situation war eigenartig. Mir wurde bewusst, dass die Sache mit der Kontrolle ein tieferes Thema sein musste.
Welche Kontrolle!?
Vor fast 2 Jahren schaute ich durch spirituelle Praxis durch die Illusion des separaten Selbst und arbeitete mich durch eine meine größten damit assoziierten Ängste: Wenn ich kein Ich habe, dann kann ich ja auch nichts kontrollieren! Richtig. Die Illusion, Kontrolle zu haben, verschwand schließlich. Heißt nicht, dass ich nicht aus Gewohnheit immer mal wieder davon eingenommen werde, aber es ist schnell durchschaut. Seit dieser Zeit hat der Jasmin kein einziges Mal mehr geblüht. Trotz guter Erde, bestem Wasser und Dünger. Er ist eine Pracht aus grünen Blättern geworden, aber sieht scheinbar keine Notwendigkeit einer Unterweisung durch seine Duftkraft.
Auch das Öl habe ich seither kaum noch berührt. Zum Glück gehört es ja zu denen, die immer besser mit Reifezeit werden. Es interessiert mich wenig. Und auch meine passionierte Verteidigung des Sambac-Duftes gegenüber dem Grandiflorum-Duft („viel zu süß“) ist völlig dahin. Beide riechen toll, keines süßer, nur anders – aber beide haben keine „Nachricht“ mehr für mich.