Davana ist ein Liebling der Parfümindustrie. Spurlos geht er auch an uns Aromatherapeutinnen nicht vorbei. Ein herrliches Bouquet. Doch wird es in der klassischen Aromatherapie und Aromapflege nur selten und sehr verhalten angewendet. Veraltete Informationen zur Gefährlichkeit des Öls schweben noch im Raum. Zeit für eine Rehabilitation, denn das Kraut ist schon lange wichtig in der indischen Heilkunde. Die ersten Studien und der Name Davana selbst führen uns auf die Spur zur ganzheitlichen Verwendung.
Das fruchtige Artemisia-Gewächs
Über Artemisia-Gewächse und ihre psycho-aromatherapeutische Gesamtkraft schrieb ich erst kürzlich. Auch Davana kam kurz darin vor. Da es mich nun schon etliche Jahre begleitet möchte ich ein bisschen mehr erzählen.
Artemisia pallens wächst in buschiger Form mit einer Höhe von ca. 60 cm, möglich sind 30 – 120 cm. Im unteren Teil verholzt, treibt sie jährlich neue Äste. Ihre meist geteilten Blätter verfärben sich nach dem grünen Austrieb ins Silbrig-Weiße. Pallens, ihr Art-Epitheton, bedeutet blass.
Die Blüten bestehen aus 5-zipfligen Röhrenblüten, welche zu kleinen Köpfchen zusammengefasst sind. In einem kleinen Raum vermag schon ein einziger Stängel alle Ecken und Kanten zu beduften.
Für das ätherische Öl wird das blühende Kraut destilliert. Lange Zeit galt es wegen des hohen Gehaltes an (Z)-Davanon, einem Sesquiterpenketon (25 – 55 %) als zu gefährlich. Sesquiterpenketone sind mittlerweile rehabilitiert, zumindest gilt es für Davana. Ein erster Freispruch für die Verwendung in der Aromatherapie. Das Öl besteht noch aus 7 % weiteren Sesquiterpenketonen, 15 % Monoterpenolen (10 % Nerol, 5 % Geraniol), aus 2 % Cinnamylcinnamat (einem aromatischen Ester), enthält sogar einen Diether (1,5 % Davanaether) und ein (E)-Davanafuran. An den Namen ist schon gut erkennbar: Hier gibt es seltene Inhaltsstoffe, die man zuerst oder bisher ausschließlich in Davana fand. Das macht es wohl auch so interessant für unsere Nasen. Das Öl reift zudem auch noch nach, d. h. es wird besser mit den Jahren.
Beschreibungen des Duftes
»[Davanaöl ist eine] bräunlich viscose Flüssigkeit mit einem eigenartigen, sehr aromatischen, irgendwie balsamischen und fixen Duft. Frisch destilliertes Öl hat spitze und krautige Kopfnoten. Bei längerer Lagerung verschwindet dies und hinterlässt eine zarte angenehme Note.«
– Quelle nicht mehr online
»sehr fruchtig, angenehm, süßlich und exklusiv«
– Quelle nicht mehr online
»sinnlich, warm, süß, fruchtig, wie getrocknete Mango mit einer feinen Whiskynote«
– duftarchiv.de (Artikel nicht mehr online)
»[Es] weist einen krautigen teeähnlich-süßen, an getrocknete Früchte (besonders Pflaumen) erinnernden Geruch mit leichten Nuancen von Whisky, Cognac und Rum sowie einen holzigen Ambra-Aspekt auf. Die Basisnote haftet extrem lange und hat einen starken feigenähnlichen Charakter.«
– Dieter Martinetz, Roland Hartwig: Taschenbuch Der Riechstoffe: Ein Lexikon Von A-Z
»[Es] verströmt einen warmen, süßen, an Trockenobst erinnernden Geruch«
– Georg Schwedt, Betörende Düfte, sinnliche Aromen
»fruchtig, krautig, blättrig, Johannisbeere, balsamisch, süß, marmeladig, Trockenfrucht, Aprikose, Brandy und Rum Note, sirupartig, gepfeffert, bitter, Pfirsich, floral, Magnolie, Pflaume, tropisch«
Bekannte Wirkungen
Im Fachbuch »Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe« von Eliane Zimmermann (Affiliate Link) finden sich folgende bekannten Eigenschaften:
- sekretolytisch (schleimlösend)
- anxiolytisch (angstlösend)
- epithelisierend (wundheilend)
- antimykotisch (gegen Pilze wirkend)
Der Einsatz sei bei spastischem Husten, Burnout, schmerzhaften Narben und Pilzinfektionen der Haut bewährt.
Meine psycho-aromatherapeutischen Forschungen bestätigen den Einsatz bei Burnout:
Davana verhilft uns zu einer 180 Grad Wendung in unserem Leben oder noch besser: 360 Grad Plus, bei deren Rotation wir uns allem entledigen, was uns nicht entspricht, um dann in der Spirale aufzusteigen, zurück zu unserem eigentlichen Lebensentwurf, aber eine Stufe geheilter, besser, weiter. Gerade, wenn man sich lange für etwas eingesetzt hat, aber letztlich nur noch gekämpft hat, quasi ständig auf einem Kriegsfeld stand, dann ist Davana unsere rettende Kraft, unser Balsam.
Reinigung – dhavana
Damit sind wir bei einem wichtigen Punkt, nämlich der Reinigung. Interessanterweise heißt das Sanskritwort dhavana reinigend, lösend. Das Kraut wird im indischen Raum dhavanam genannt. Quasi Reinigungsmittel, Mittel zur Lösung. Das Prinzip dhavana finden wir auch in der Chakrenlehre wieder, nämlich bei Halschakra, Vishuddhi. Dieses Chakra dreht sich rund um unseren Ausdruck in der Welt und hat im Kern Reinigungsaufgaben. Atem und Nahrung müssen durch den Hals und all das muss gereinigt werden. Genauso anders herum: Auch unsere ausgesprochenen Worte, unser Ausdruck, darf weise gereinigt sein.
Dem Chakra zugeordnet ist die Schilddrüse, psychosomatisch unser Entwicklungsorgan. Wir wissen, dass die heutige Volkskrankheit Hashimoto Thyreoiditis, bei der es so scheint, als würde der Körper die eigene Schilddrüse zerstören, wahrscheinlich auf eine mangelnde Entgiftung zurückgeht. Man fand im autoimmunen Schilddrüsengewebe große Ablagerungen z. B. von Quecksilber. Unterstützte man die Quecksilber-Ausleitung schwanden etliche Symptome bei Hashimoto. Auch bekannt ist, dass der Virus Epstein-Barr sich dort in Zellen verkriecht und das Immunsystem eigentlich jenen angreifen will. Wir haben also einen Zustand, in dem der Körper kämpft und kämpft und eigentlich auf einem Kriegsschauplatz steht – Entwicklung dabei gleich Null. Also genau Davana!
Die Ketone als Inhaltsstoffe spielen eine besondere Rolle in unserer Entwicklungsförderung. Thomas von Rottenburg verweist in seinem Buch (Affiliate link) auf Öldispersionsbäder als therapeutische Anwendung bei Autoimmunerkrankung. Da stelle ich mich gleich mit an. Auch er schwärmt für Ketone und Artemisia-Düfte.
Reinigung von Parasiten
In der indischen Volksheilkunde ist Davana als antihelminthisches Kraut bekannt, also als wurmtreibendes Mittel.
Es gibt eine Studie zum ätherischen Öl, welche diese Volksanwendung auch für das ätherische Öl nachwies, u. a. gegen den Schweinebandwurm und Spulwurm. Die Studie schließt mit den folgenden Worten ab:
„Das vorliegende Screening bestätigt nicht nur die korrekte Verwendung der Pflanze durch die Landbevölkerung, sondern erhöht auch die Aussagekraft ethnobotanischer Erkundungen.“
Frauenheilkraut
Artemisia-Gewächse sind immer Frauenheilkräuter. Oftmals harmonisieren sie den weiblichen Hormonhaushalt. Es sind kräftige Kräuter, die auch in der Phytotherapie mit Respekt angewendet werden, weil sie auch auf höheren Hormonebenen (Hypothalamus z. B.) stark einwirken. Das Ausbleiben der Menstruation nach Absetzen der Pille z. B. wird u. a. mit Beifuß behandelt, der die durch die Pille blockierte Regulation in der Hirnanhangsdrüse wieder in Gang bringt. Davana, auch als ätherisches Öl, wird im Ayurveda ebenso eine hormonregulierende Wirkung zugesprochen, die bei Kinderwunsch helfen soll. Gerade wenn im Leben eigentlich mehr Stress und Druck und weniger Raum für ein Kind vorhanden ist, hilft Davana ganzheitlich. Oder Davana zeigt Alternativen auf.
Vor etlichen Jahren las ich einmal die Information, Davana wäre auch bei Eierstockzysten bewährt. Die Information habe ich leider nicht wiedergefunden, geht aber einher damit, dass hormonell reguliert wird. PCOS, eine leider zunehmende Erkrankungen mit vielen Eierstockzysten, tritt häufig nach dem Absetzen der Pille auf – und wird schulmedizinisch dann wieder mit der Pille gekontert, was aber keine Behandlung ist. Hier denke ich, wird Davana noch von sich hören lassen.
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