Die Welt der Hydrolate ist spannend und wild. Denn sie eröffnet vielen bekannten Wildkräutern den Weg in die Aromatherapie – oder besser umgedreht -, die wir aufgrund von nur niedrigen Gehalten an ätherischen Ölen zuvor nur phytotherapeutisch nutzten. Nach dem Gänseblümchen-Hydrolat bin ich nun Feuer und Flamme für das Klettenwurzelhydrolat. Meine Studien dazu möchte ich euch nicht vorenthalten:

Große Namen für die Große Klette

Vom großen kräftigen Bären (griech. arcos) leitet sich ihr Gattungsname Arctium ab. Verständlich, denn imposant, kraftvoll und vital steht sie da. Man nennt sie aber auf Wolfskraut oder Wolfsmann. Ein weiteres kräftiges Symbol, das daraus abgeleitet wird, dass ihre riesigen Blätter manchmal so scheinen, als hätte man schwarze Tinte in sie fließen lassen.

Oh wie unheimlich! So deutet man es:

Die Klette hilft uns, Unheilvolles zu überwinden. Das sind auf der körperlichen Seite die etlichen Stoffwechselerkrankungen, die sich gern in Entgiftungsversuchen über die Haut zeigen (z.B. in Form von Ekzemen, Furunkeln und Co). Und psychisch? Da hole ich aus.

Du olle Klette, du!

Was als Kinderspiel so manchen Schabernack begleitet hat, gilt im reiferen Alter als schwierig: So anhänglich wie eine Klette zu sein, kommt nicht gut an. Es ist Ausdruck von Ängsten vor dem sozial Unbekannten, sowie von Schwierigkeiten loszulassen und von schmerzhaften Erinnerungen an Trennungen. Man hängt sich an Bekanntem fest und bringt sich um die eigene Entwicklung. Dabei können Trennungen durchaus belebend sein. Sie können so stark, kraftvoll und vital wie die Große Klette machen.

Man muss dafür nur eine Portion Mut und Zielgerichtetheit aufbringen – das aber vermittelt uns die Große Klette zum Glück.

Kontakte knüpfen können

Die Angst vor dem sozial Unbekannten ist ein großes Thema der Klette. Sie versteht Situationen, in denen wir Neuland betreten und uns so betreten und fremd fühlen, dass wir einfach keinen Kontakt zu anderen finden. Wir finden im wahrsten Sinne der Klette keinen Halt – nichts woran wir uns heften und orientieren können. Oder das ist zumindest unsere Angst, weshalb wir das Neue erst gar nicht wagen.

Mit der Großen Kletten aber hellt sich die Gesamtsituation auf. Wir nehmen zunehmend wahr, was um uns herum geschieht, wer die Menschen in diesem Raum sind und was wir vielleicht gemeinsam haben.

Mit der Klette an der Seite kommen wir in das Gefühl, dass wir zu jedem eine solide Verbindung aufbauen können, wenn wir wollen. Wir vertrauen, dass unser Gesagtes durchaus auf Resonanz stößt und nicht ungehört verhallt oder abgewertet wird.

 

Soziale Kontakt als dynamisches Spiel

Gleichsam vertrauen wir, dass wir auch jederzeit wieder loslassen können. Es ist ein dynamisches Spiel. Ein Gespräch hier, eines da. So kommt Bewegung ins soziale Gefüge. Ganz so wie damals in der Kindheit, als wir mal die eine, mal den anderen mit Klettenblüten ausgestattet im Visier hatten. So kann es schnell auch wieder vorbei sein und das ist manchmal auch ganz gut. Daher steht die Große Klette sicher auch jenen inspirierend zur Seite, die von Kurzkontakten und small talk nicht viel halten und ihre Schwierigkeiten damit haben, wenn es doch von ihnen gefordert wird. Da wir mit der Klette unser feines Gespür verschärfen, wird es möglich, auch in kurzen Gesprächen Punktlandungen in der Themensuche haben. Die Gespräche können so tiefer und freier gestaltet sein.

Vielfältige Anwendungen

Schon gewusst? Haarverlust wird (alternativ) medizinisch auch mit Vergiftung in Verbindung gebracht. Spätestens beim Gedanken an Chemotherapien wird uns der Zusammenhang bewusst. Entschlackungskuren mit Klettenwurzeltee haben das Potential, die Haare auf dem Kopf zu halten (im „normalen“ Rahmen – Stresszeiten, Älterwerden…). Für Wurzeltee sollten die kleingeschnittenen Wurzeln mindestens 20 Minuten köcheln, um die Wirkstoffe zu lösen.

Das fette Klettenwurzelöl ist ein kosmetischer Superheld. Man kann es seinen selbstgerührten Shampoos beigeben und so den Haarwuchs fördern oder einem Anti-Spliss-Haarspitzenbalsam.

Noch praktischer aber wird die Anwendung mit dem Hydrolat. Denn das kann man wunderbar einfach auf die Kopfhaut und zur Erfrischung und Stärkung in die Haare sprühen. Außerdem hat man die psycho-aromatherapeutische Wirkung, wie ich sie oben beschrieb noch präsenter bei sich, wie ich finde. Schön ist hier natürlich auf Bio-Produkte zu achten. Mich erinnert der Duft merkwürdiger Weise an Blechkuchen, um den sich in meiner Kindheit stets Unmengen von Kindern scharten. Süß und würzig ist er auf jeden Fall.

Achja, eine nicht zu vergessene Anwendungsart ist schließlich auch die kulinarische: Die tiefe Pfahlwurzel der Klette ist essbar. Gut gesäubert und nur mit etwas Salz angebraten, ist sie eine Delikatesse. Im späten August, frühen September ernten, bevor sie zu holzig wird.

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