Sanddorn – die Zitruskraft des Nordens
Sowohl in Farbe als auch in Vitaminladung wird Sanddorn gern mit Zitrusfrüchten verglichen. Mit dem feinen Unterschied, dass er im sandigen Boden Brandenburgs, in den Dünen der Ostseeküste, bis 1.800 Meter Höhe in den Alpen oder bis 5000 Meter Höhe in Asien, zum Beispiel in China vorkommt. Hauptsache es ist ein sonniger Platz. Und aus China kommen ja ohnehin alle Zitrusfrüchte.
Sanddorn, zu botanisch Hippophae rhamniodes, bedeutet übersetzt »Glänzendes Pferd dornig«. Einst verfütterte man Sanddornblätter an Pferde, was ihr Fell glänzend machte. Dies wird heute noch bei Schafen angewendet.
Es gibt sowohl männliche als auch weibliche Exemplare und wenn Sanddorn sich einmal eingerichtet hat, wird man ihn schwer wieder los. Wer kein ausgesprochener Sanddornfan ist, wird über Sanddorn anpflanzende Gartennachbarn nur das Schlimmste zu berichten haben.
In Vergessenheit geraten und wieder entdeckt: Heilpflanze Sanddorn
»Der Sanddorn ist eine traditionelle, in Mitteleuropa aber lange Zeit in Vergessenheit geratene Genuß- und Heilpflanze. Im osteuropäischen bzw. asiatischen Raum wird sie seit jeher für kosmetische und medizinische Zwecke hoch geschätzt. Bereits im Mittelalter wußte man hier um die allgemein günstige Wirkung des Sanddorns auf die Gesundheit. So setzten Bader ihn als blutstillendes Heilmittel ein. Im England des 16. Jahrhunderts verwendete man die Pflanze als Marmelade sowie zur Versorgung von Seekranken.« [1]
Als kulinarisches Highlight ist es hier und da bekannt. Seit einigen Jahren macht sich Sanddorn wieder einen großen Namen. Die bedürfnisorientierte Aromapflege brachte ihn zurück auf die Bühne und nun findet er wieder Einzug in Kliniken und Praxen.
Vitaminbombe Sanddorn
Berühmt ist Sanddorn für den hohen Vitamin-C-Gehalt in den Beeren. Je nach Sorte zwischen 200 und 900 mg pro 100 g Fruchtfleisch. Wow. Zitronen und Orangen haben im Vergleich dazu 50 mg pro 100 g. 100 g Orangen sind allerdings schneller verdrückt als saure Sanddornfrüchte. Man isst einfach weniger davon und hat ganz regional dann ungefähr die gleiche Vitamin C Aufnahme wie mediterrane Länder mit ihren Orangen. Das vorweg: Vitamin C steckt nicht im Sanddornöl, da es wasserlöslich und nicht fettlöslich ist.
Sanddorn war außerdem eine Quelle für Vitamin B12. Dieses Vitamin kann nur von Mikroben hergestellt werden. Vorrangig gedeihen diese gut auf und in tierischen Quellen (Darmbakterien im menschlichen Dickdarm z. B. stellen es her, doch wird es vollständig ausgeschieden). Einst lebten sie auch gut auf Pflanzen. Die forschende deutsche Alternativpharmafirma Dr. Pandalis schreibt jedoch in der Beschreibung eines pflanzlich gewonnenen B12-Präparates:
»Das Vitamin stammt aus der Produktion von Bodenbakterien, mit denen die Pflanze in Symbiose lebt. Der von uns lange Zeit verwendete Sanddorn hatte zuletzt seine ›Mitarbeiter‹ verloren. Die Ursache: EU-Förderprogramme der Sanddorn-Produktion führten dazu, daß intensiv gedüngt wurde, um die Erträge zu steigern. Diese Düngung macht die symbiontischen Bakterien für die Pflanze überflüssig. Sanddorn hat deshalb seinen Vitamin B 12-Gehalt einbüßen müssen.« [2]
Heute verwendet die Firma eine Queckenart, die es sich in ihrem Wurzelbereich noch bewahren konnte, mit B12-produzierenden Mikroben zu leben. Für Veganerinnen bleibt Sanddorn dennoch ein interessantes Lebensmittel, da es auch die Eisenaufnahme erhöht.
Orange – die Gesundheitspolizei
Sanddornbeeren sind richtig knall-orange und Sanddornöle ebenso. Hier finden wir eine Fülle von beta-Carotinen, der wichtigsten Vorstufe von Vitamin A, die wir mit einer innerlichen Einnahme eines der Sanddornöle zu uns nehmen.
Am meisten steckt davon in Sanddornfruchtfleischöl, das dadurch auch wesentlich dunkler gefärbt wird. Bis 45,2 g / 100 g Öl.
Durch bedarfsabhängige Umwandlungen können wir uns im Gegensatz zu Vitamin A nicht mit beta-Carotinen überversorgen. Im Frühjahr oder bevor man für die Haut untypische Urlaubsecken reist, kann man mit der inneren Einnahme von Sanddornölen die Haut auf eine schöne Bräunung vorbereiten. Das ist Sonnenschutz von innen.
Bei einer australischen Studie, die genau das untersuchen wollte, fiel aber ein ganz wichtiges Detail auf:
- Langjährige Raucher oder Asbeststaubbelastete, die Beta-Carotin-Präparate zu sich nehmen, erhöhen dadurch ihr Risiko an Lungenkrebs oder anderen Herz-Kreislauferkrankungen zu erkranken.
- Personen, die regelmäßig mehr als ein alkoholisches Getränk zu nehmen, erhöhen dadurch die Dickdarmkrebsgefahr. Es wurden in der Gruppe doppelt so viele Vorstufen für Dickdarmkrebs gefunden!
Es gibt mittlerweile mehrere Studien, die das zeigen und beta-Carotin-haltige Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel müssen heute den Gefahrenhinweis zumindest für Raucher tragen. Getestet wurde in Studien stets mit künstlich angereicherten Produkten.
Dennoch ist es ratsam, sich zu überlegen: Wie gesund lebe ich wirklich? Sanddorn mit seinen vielen gesundheitlichen Vorzügen tut scheinbar nur jenen gut, die sich nicht vorsätzlich schädigen. Ein Ablasshandel für Sünden, die man immer wieder begeht, gibt es nicht bei ihm.
Sanddornfruchtfleischöl und Sanddornkernöl im Vergleich
Eigentlich gibt es drei Öl, denn Sanddornfruchtfleischöl und Sanddornkernöl können zum Sanddornvollöl vereint werden. Wer nun vor lauter Vorzügen des einen und des anderen sich nicht entscheiden kann, geht eben den Weg der Mitte. Beide Öle gibt es im Handel sowohl aus Kaltpressung als auch aus CO2-Extraktion. Wer sich vorher schon nicht entscheiden konnte, dem wird es jetzt sicher zu bunt. Schnelllösung: Bei Maienfelser gibt es ein Vollöl, dass 25 % von jedem dieser Öle enthält.
In allen Ölen finden sich viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Das macht sie auch nur beschränkt haltbar, oft wird ein halbes Jahr angegeben. Wer hier auf kleine Mengen und am allerbesten auf Violettglasflaschen als Verpackung achtet, bekommt ein dementsprechend länger haltbares Produkt.
Neben den schon besprochenen beta-Carotinen enthalten sie auch Tocopherole, also Vitamin E. Nur wenn ausreichend Vitamin E in unserem Körper vorhanden ist, können wir auch beta-Carotin in Vitamin A umbauen – clever, die Natur.
Sanddornfruchtfleischöl
Ölprofil [3] [4]
- Palmitinsäure 34,2 % (32 %)
- Palmitoleinsäure 32,8 % (26 %)
- Ölsäure 23,1 % (22 %)
- Linolsäure 7 % (8,7 %)
- alpha-Linolensäure 0,82 % (3,8 %)
- Vaccensäure 0 % (5,5 %)
- Stearinsäure 0,92 % (1,1 %)
Werte in Klammern aus CO2-Extraktion
Mehr als beim anderen:
- Palmitinsäure findet sich in der Haut, im Stratum corneum. Mit dem Alter nimmt ihr Bestand ab, weshalb Pflege mit Palmitinsäure-haltigen Ölen etwas dagegen steuert.
- Palmitoleinsäure findet sich zu ca. 4 % in den Fetten im Stratum corneum und gilt als ausgesprochen verträglich und hautphysiologisch wertvoll. Damit reiche Öle ziehen besonders gut und schnell ein, wirken regenerationsfördernd und sind besonders gut für trockene, spröde und sensible Haut geeignet.
- Vaccensäure – schon mal was von Transfettsäuren gehört? Schon mal davon gehört, dass es auch gesunde, natürliche Transfettsäuren gibt? Vaccensäure ist so eine und wird einer Risikosenkung von Krebs und Herzkrankheiten sowie mit Vorbeugung gegen Diabetes und Fettleibigkeit assoziiert.
Wirkungsweise
- zellregenerierend und -erhaltend, antioxidant
- unterstützt die Neubildung von Hautzellen
- verbessert die Durchblutung, versorgt die Haut besser mit Sauerstoff, hilft dem Körper zu entgiften [Studie]
Äußere Indikation
- Anti-Aging (Palmitinsäure)
- gut geeignet für reife und empfindliche Haut
- eher für die akute höher dosierte Anwendung
- Schleimhautläsionen, z. B. Aphthen im Mundraum bei Krebstherapien
- bakterizid gegen Streptococcus gordonii, Porphyromonas gingivalis und bakteriostatisch auf Actinomyces viscosus und Biofilmhemmung [in vitro Studie, verdünnt als Mundspülung]
Innere Indikation
- reicher als beta-Carotinen als das Kernöl, daher besser geeignet für den Sonnenschutz von innen
- Schleimhautpflege und -schutz, z. B. bei Scheidentrockenheit [Klinische Studie, Menschen, in der mit oraler Einnahme von Sanddorn gearbeitet wurde]
- Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Sanddornkernöl
Ölprofil [5] [6]
- Palmitinsäure 7 % (9 %)
- Palmitoleinsäure 1,5 % (2,7 %)
- Ölsäure 20 % (17,3 %)
- Linolsäure 33 % (37 %)
- alpha-Linolensäure 31 % ( 28 %)
- Vaccensäure 0 % (2,2 %)
- Stearinsäure 3 % (2,6 %)
Werte in Klammern aus CO2-Extraktion
Mehr als beim anderen:
- alpha-Linolensäure, kurz ALA, ist eine essentielle entzündungshemmende Omega-3-Fettsäure, welche u. a. Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugt. Auf der Haut fördert sie die Neubildung von Zellen und aktivert den Hautstoffwechsel. Man sollte mit der Dosierung auf der Haut zurückhaltend sein (5-10%), es also wirklich als Wirkstofföl einsetzen, um die besten Effekte zu haben, da sie wirklich stark aktivieren und so sensible Hautreaktionen triggern können.
- Linolsäure hat einen glättenden und stabilisierenden Effekt auf die Barriereschicht des Stratum corneum. Linolsäurereiche Öle empfehlen sich vor allem bei trockener, schuppiger Haut.
- Stearinsäure kommt als gesättigte Fettsäure mit ca. 10 % in unserer Haut, im Stratum corneum, und in Talgdrüsenfetten vor.
In fetten Ölen kommen all die genannten Fettsäuren nicht frei vor, sondern sind immer Glycerinester.
Wirkungsweise
- zellregenerierend und -erhaltend, antioxidant
- unterstützt die Neubildung von Hautzellen
Äußere Indikation
- Anti-Aging (höherer Anteil an alpha-Linolensäure)
- eher für die gering-dosierte tägliche Pflege
- UV-Schutz für Hautzellen [Studie, in vitro, menschliche Hautzellen]
- Psoriasis (hoher Linolsäurewert) [Klinische Studie, Menschen, randomisiert, Placebo-kontrolliert]
Innere Indikation
- als diätetisches Mittel zur Aufnahme von ALA (zur Knochengesundheit [Studie, Studie], bei Entzündungsprozessen im Körper)
- Trockene Augen [Klinische Studie, Menschen, doppeltverblindet Placebo-kontrolliert, äußerlich auf geschlossene Augen mit einer Hyaluron-Emulsion in Klinischer Studie bestätigt]
- Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Schlussfolgerung
Beide Öle sind aufgrund ihrer Inhaltsstoffe für die Hautpflege im Speziellen zur Zellregeneration von Haut- und Schleimhaut geeignet. Der Anteil an gesättigten Ölen (Palmitinsäure, Stearinsäure) ist im Sanddornfruchtfleischöl höher. Jene sind sowohl für eine gute Haptik als auch Feuchtigkeitsschutz der Haut und Schleimhaut interessant.
Anti-Aging können beide. Das Sanddornkernöl hat dafür alpha-Linolensäure vermehrt, Sanddornfruchtfleischöl die Palmitinsäure, die natürlich in der Haut vorkommt und im Alter immer geringer wird. Für diesen Einsatz könnte man auch gut das Sanddornvollöl wählen.
Die Unterschiede begründen sich teilweise im Unterschied der Zusammensetzung, wobei unbedingt zu erwähnen ist, dass in beiden Versionen des Sanddornöls bis auf Vaccensäure dennoch die gleichen Ölsäuren zu finden sind. Jedoch sind durch die unterschiedliche Gewichtung der Inhaltsstoffe unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.
Andererseits resultieren die Unterschiede durch einseitige Untersuchungen. Manche Studien haben nur das Sanddornkernöl untersucht, andere nur das Sanddornfruchtfleischöl. Wiederum andere differenzieren nicht, sprechen aber von hohen Palmitoleinsäure-Werten, sodass ich sie eher dem Sanddornfruchtfleischöl zugeordnet habe.
Für beide Öle gibt es Hinweise auf antitumorale Wirkung, Regulation des Darmmikrobioms und bei Diabetes. Diese Hinweise sind durch Tierstudien entstanden, die aber nicht auf Menschen übertragbar und unethisch sind. Es ist wünschenwert, dass diese Effekte beim Menschen geprüft würden.
Quellen
[1] https://www.pandalis.de/de/pflanzen/detail/pflanze/sanddorn/
[2] https://www.pandalis.de/de/produkte/detail/produkt/sidear-b12-bio-kautabletten/
[3] https://maienfelser-naturkosmetik.de/Sanddornfruchtfleischoel-BIO
[4] https://maienfelser-naturkosmetik.de/Sanddornfruchtfleischoel-BIO-CO2
[5] https://maienfelser-naturkosmetik.de/Sanddornkernoel-BIO
[6] https://maienfelser-naturkosmetik.de/Sanddornkernoel-BIO-CO2
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