Was sind Attars?
Düfte haben eine sehr lange Heiltradition, deren Spuren überall auf der Erde in entfernte Vergangenheit blicken lassen. Manche Medizintraditionen sind fast ungebrochen. Mich haben sie schon immer besonders angesprochen.
In Südostasien begegnet man speziellen Herstellungsmethoden von Duftextrakten, die woanders unbekannt sind: Attars. Die Idee ist mit der Co-Destillation verwandt. Hier wird ein Fixativ, also ein schwerer Duft, als Träger für sonst viel zu empfindliche Blütendüfte eingesetzt.
Traditionell handelt es sich in der Attar-Herstellung um Sandelholz als Fixativ, das selbst einen deutlichen Duft hat, aber den Blüten wie Rose und Veilchen dennoch ihren Raum lässt. Es steuert auch energetisch eine deutliche Komponente bei und ist mit seinen Eigenschaften in der Therapie nicht zu unterschätzen.
Die traditionelle Herstellung erfordert jedoch den Einsatz von ledernden Gerätschaften – und das hat mich als Veganerin bisher immer abgehalten, in die Welt der Attars einzusteigen. Ebenso natürlich ist auch der kritische Bestand von Sandelholz etwas, das mich zurückhält.
Aber, Düfte haben wir doch reichlich zur Hand. Kenntnisse in der Verdünnung auch. Warum schauen wir uns nicht einfach »nur« die bewährten erfahrungsbasierten Anwendungen von Attars an?
Attars in der Unani Tibb – Tibetischen Medizin
Attars fanden und finden Einsatz wie die Düfte in antiken Zeiten in Europa: Für die Schönheit, Therapie und Spiritualität. Überall ist bekannt, dass diese Aspekte nicht von einander zu trennen sind. So haben die Düfte in den folgenden Indikationen auch immer Auswirkungen auf alle Ebenen. Wie eben ganzheitliche Aromatherapie auch.
Eine gut erhaltene Quelle der medizinischen Verwendung von Attars findet sich im Unani Tibb, der Tibetischen Medizin. Folgende Indikationen und Applikationen sind hier beschrieben:
Obere Mitte des Nackens: bei schweren Augenlidern, juckenden Augen oder Mundgeruch.
Sanftes Einreiben zwischen die Schulterblätter: bei Schmerzen in den Oberarmen oder im Hals oder zur allgemeinen Entspannung des Solarplexus.
Auf den eher unteren hinteren Nacken: bei jeder Art von Zittern des Kopfes oder bei einer Reihe von Erkrankungen des Kopfes, des Gesichts, der Zähne oder der Ohren.
Unter dem Kinn: bei Erkrankungen der Zähne, des Rachens und des Kiefers oder zur allgemeinen Reinigung des Kopfes.
Auf die Beine: Zur Reinigung des Blutes und Förderung des Menstruationsflusses.
Über dem Fußknöchel: bei unterdrückter Menstruation, Ischias und Gicht.
Auf die Innenseiten der Oberschenkel: zur Behandlung von Hodenentzündungen oder Beingeschwüren.
Auf die äußeren Oberschenkel: zur Behandlung von Hüftgelenksbeschwerden und Ischias.
Anwendung bei emotionalen & mentalen Beschwerden
Also Psycho-Aromatherapeutin bin ich umso hellhöriger, wenn Herangehensweisen und Behandlungen von Dysbalancen und Störungen der psychischen Ebene beschrieben werden. Und diese ist wirklich interessant im Unani Tibb:
Für Depressionen und überhaupt alle Absichten, das psychische Gleichgewicht wieder herzustellen, werden ein bis zwei Tropfen eines Attars auf eine etwa erbsenkleine Wattekugel gegeben. Diese wird hinter den Kamm (Helicis crus) des rechten, nicht des linken, Ohres gelegt. Also nicht in den Gehörgang und wirklich nur rechts.
Hier werden die ätherischen Öle durch die Haut aufgenommen und erfahrungsgemäß mit unmittelbarem Effekt auf den Geist und die Gefühlswelt reagiert.
Eine weitere traditionelle Anwendung bedarf eines speziellen und beliebten Attars: Bernsteinattar. Dies wird aus Bernstein von fossilen Pinus succinefera Koniferen gewonnen. Hier wird ein wenig Attar auf den Zeigefinger der rechten Hand gegeben. Dieser reibt nun etwas davon zwischen Zeigefinger und Daumen der linken Hand, bevor es auf das 3. Auge aufgetragen wird. Der Effekt: unmittelbarer Fokus, gesteigerte Wahrnehmung und mentale Wachheit.
Welcher Duft / welcher Attar?
Während die Applikationsorte recht eindeutig sind, ist es wie auch hierzulande eine feine Auswahl, welches Attar das richtige sei. Für die Auswahl wird wie auch im Ayurveda oder der TCM die eigene Körperenergie ermittelt und das, was aus Balance geraten ist. Der Duft soll dann helfen, diese Balance wieder zu finden. Es gibt also nicht das Öl bei Migräne, das bei allen hilft. Logisch, aber man hat ja mal träumen dürfen…
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