Interessant! Hätte ich meinen Kopf mit der heutigen Auswahl des Duftes vertraut, hätte ich nicht Melisse gewählt. Aber das Herz hat entschieden – oder besser mein Körpersystem. Wenn man von Melisse umgeben ist, spricht man jedoch häufiger vom Herz, wie ihr gleich sehen werdet. Die gestrige Zitronen-Verbene ist der Zitronen-Melisse ja nun nicht unähnlich. Aber 1. könnt ihr hier einen kleinen roten Faden in meinen stärkenden Ölen finden und 2. ist die so nahe Besprechung ideal, um die deutlichen Unterschiede zwischen beiden aufzudecken.
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Melisse – Zum Honig um den Mund schmieren
Melis ist griechischer Ursprung von Honig. Melisse und Honig gehören zusammen. Die Pflanze ist eine wahre Bienenweide und schützt dabei mit ihren wertvollen antiviralen Inhaltsstoffen das Volk. Sogar in griechischen Mythen sind die zwei verbandelt: Zeus soll mit dem Honig der Nymphe Melissa als Kind genährt worden sein. Und hey, der wurde stark!
Wo Zitronen-Verbene sehr geistig und mental arbeitet, ist Melisse jene, die Beruhigung in das Emotionale bringt. Sie ist zudem sehr sozial (denkt an die Bienen, bei deinen ein ganzes Volk quasi Hand in Hand arbeitet). Ihr ist Helfen und Harmonie wichtig. Deshalb das mit dem Honig um den Mund schmieren 😉 So ist es vielleicht gut zu merken.
2019 war mein persönliches Melissenjahr
Ich habe soviel Melissenhydrolat wie noch nie zuvor gebraucht. Oft musste ich mich damit einsprühen, um mich zu entlasten, zu befreien und mein Lächeln sanft ins Gesicht zurück zu holen.
Im Sommer habe ich mit meiner besten Freudin im Garten Melisse vom Strauch sofort abdestilliert und Glasdestille mit Topfdestille vergleichen können. Spannend. (Die Glasdestille ist weniger ergiebig, dafür aber kräftiger im Duft. Definitiv bevorzugt.)
Es gab so viele Momente, in denen ich Melisse auf den Plan rief, dass ich mir meine Pflanzenvertraute zu meinem Geburtstag sogar von Martina Kraus in Messing gießen ließ und sie seither ständig um meinen Hals, nahe dem Herzen, tragen kann. Ich habe sie tatsächlich kein einziges Mal mehr abgelegt.
Alle Leichtigkeit in einem Duft
Für mich ist Melisse das Geschenk der Leichtigkeit. Mit ihr entgifte ich emotional. Wer hellsichtig ist, wird dies sehen können: Melisse dringt mit dem Riechen tief hinunter ins Herz und von dort bewegt sie all das, was emotional nicht zu uns gehört über den Perikard-Meridian nach außen. Das ist spannend: Nicht der Herz-Meridian, sondern der Perikard. Der Perikard ist der sog. Herzbeutel. Er ist die äußere Hülle des Herzens und ist quasi ein Schutz, ein Intimitätsschutz. Er entscheidet, was wir in unser Herz lassen und was nicht. Der Meridian verläuft auf beiden Körperhälften von der Brust um die Achsel herum zu unseren Arminnenseiten (innen = intim), über das Handherz in der Mitte unseres Handtellers, und endet im Mittelfinger.
Ein Akupunkturpunkt, der die Wirkung von Melisse zeigt
Ist euch schon einmal aufgefallen, dass ihr euch in nervösen Situation vielleicht den Handteller reibt? In meinen Psycho-Aromatherapie Sitzungen, wenn wir etwas länger sitzen, reiche ich deshalb gern einen Tee, den wir ganz unbewusst oder eben auch bewusst zwischen unseren Händen halten. Er wärmt das Handherz, bzw. den Akupunkturpunkt Pe 8. An diesem Punkt spüre ich den Austritt von Energien, die ich mit Melisse entgifte. Sehr kraftvoll, sehr spannend. Vielleicht probiert ihr es auch einmal auch und schaut wie sich beim Riechen der Melisse euer Herz und euer Handherz anfühlen.
Es ist an dieser Stelle wirklich spannend, was die Traditionelle Chinesische Medizin zum Punkt Pe 8 sagt, denn es deckt sich 1:1 mit der Wirkung der Melisse:
Pe 8 hilft bei: Herzklopfen und Unruhe, Beklemmungen, Zittern (Tremor), besonders bei Kindern: Infekte und Fieber mit großem Durst und Unruhe, Zahnfleischentzündungen (Parodontitis) bei Kindern, Appetitlosigkeit bei Kindern, Mundgeruch bei Kindern.
Hilft bei Energiemangel, Kältegefühlen, Ängstlichkeit, Beklemmungsgefühlen, unkontrollierten Gefühlsregungen, Jähzorn, langsamem Sprechen und Denken, schlechtem Mundgeruch, Appetitlosigkeit, Hauterkrankungen von Hand und Arm, Wetterfühligkeit.
Bedürfnisorientiert zu gemeinschaftlicher Kraft
Das mit dem Handherz geht noch weiter! Im fantastischen Buch zur Signaturenlehre einiger hiesiger Heilpflanzen schreibt Roger Kalbermatten:
Eine Reihe von Melissenpflanzen im Garten bildet allmählich ein Gewölbe. Auch die Blätter bestehen aus vielen kleinen Wölbungen, die sich zwischen dem dichten Netzwerk der ausgeprägten Nerven aufspannen. Es sind sanfte Wölbungen, wie von einer Hand, die in liebkosender Bewegung über Haare und Gesicht eines geliebten Menschen streift.
Quelle: Wesen und Signatur von Heilpflanzen, S. 101 (Seitenzahl bezieht sich auf vorherige Ausgabe)
Diese Fürsorge ist ein zentrales Bedürfnis für Menschen, die mit Melisse viel anfangen können. Und sie ist gleichzeitig ein Hinweis: Überprüfe, ob du auch genug Selbstfürsorge in deinem Leben hast. Wie viel kannst du denn noch geben, wenn du nicht mehr in deiner Kraft bist, ausgelaugt, zu mitfühlend, dass es dir alles abverlangt hat?
Empathie ist daher ein wichtiges Stichwort. Wir brauchen sie, unbedingt und immer mehr. Aber manchmal wird es einfach bei jenen immer mehr, die ohnehin schon empathisch sind – und dann wird es schwer, sich aus tiefen und belastenden Gefühlen zu befreien. Melisse, z.B. als Hydrolat versprüht, holt da wieder heraus! Was für eine Kraft.
Die Infektionen der Überforderung
Ich weiß nicht wieso, aber bisher bin ich erstaunlicherweise von den „Infektionen der Überforderung“ verschont geblieben. Noch nie hatte ich ein Fieberbläschen und der Epstein-Barr-Virus hat sich mir auch noch nicht aktiv gezeigt. Vielleicht kommt dies, weil ich emotional schon so viel Warnungen um die Ohren gefegt bekomme, dass ich schnell kürzer trete? Wer mich kennt: Ich neige dann dazu, plötzlich von der Bildfläche zu verschwinden und nicht mehr auf Anfragen zu reagieren. Das wirkt im Außen vielleicht unschön – rettet mir aber die Welt.
Jedenfalls ist Melisse hinlänglich bekannt für ihre antivirale Wirkung bei Herpesviren (das Hydrolat wirkt hier stärker als das ätherische Öl!).
Und eben nicht nur beim Herpes simplex, der sich gern an den Lippen zeigt, sondern auch bei anderen Viren der Herpesgruppen. So ist Melisse auch eine große Hoffnung bei Epstein-Barr-Virus-Aktivität. Dazu habe ich einen extra Artikel verfasst, der euch mehr verrät.
Infektionen mit Viren der Herpesgruppe bleiben bestehen. Sie schlummern in uns und brechen aus, wenn unser Immunsystem durch Stress und Überforderung geschwächt ist. Daher nenne ich sie Infektionen der Überforderung.
Der Duft der Hoffnung
Melisse ist für mich ein Traum von Duft. Wie auch schon die Zitronen-Verbene. Beide kommen ganz sanft im Duft daher und schleichen sich so immer tiefer. Und beide haben dabei sehr kontrastreiche recht feste, derbe Blätter. Die Kraft der Sanftheit wird unüber-spürbar. Das ist vielleicht das grundlegende Thema hier: Die Emanzipation der Gesellschaft – weg vom „ich bin der Stärkste, weil ich am lautesten und schnellsten bin – und die spitzeren Ellenbogen beim Wegdrücken habe“. Wir stecken schließlich inmitten eines Wandels, in dem andere Werte zählen. Und dass diese nicht minder stark sein können, zeigen uns ein paar Düfte, wie die Melisse, sehr eindrücklich. Meine Leserinnen und Leser werden das wissen – und das meine ich so, ganz ohne euch Honig um den Mund zu schmieren 😉
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