Rosengeranie ist ehrlich, schmerzhaft ehrlich. Und als solche spielt sie keine Spiele. Sie präsentiert sich heute in der 8. Raunacht genauso wie ich es bei ihrer Wahl in die „Bösen 6“ der Düfte dachte: Ich lehne ihren Duft – in Teilen – ab. Besonders spannend an ihr ist, dass ich wirklich nur einen Teil ablehne. D. h. ich nehme den Geruch recht vielschichtig wahr und finde einige Ebenen ganz okay, sogar gut, aber die eine andere Ebene eben echt schwierig. Also „böse“, um beim provokativen Wortspiel zu bleiben.

Wenn ich sonst einen Duft ablehne, ist es auch nie der ganze Duft und könnte ich auch dort weitere Nuancen erriechen, die mir sogar gefallen. Aber sie werden so stark von der Ablehnung des einen Aspektes zurückgedrängt, dass sie nicht auffallen. Geht euch das auch so?
Ganz anders ist das mit der Rosengeranie. Ihr vielschichtiges Thema vermag das sogar erklären, also passt auf:

Immer wieder Rosengeranie

Rosengeranie gehört zu den Düften, die ich nicht mag, aber über die ich nur Lobgesänge dichten kann. Wenn ich sie im Unterricht in der Ausbildung zur (klassischen) Aromapraktikerin bespreche, staune ich selbst immer wieder, wie ich gar nicht mehr aufhören kann, Wirkungsweisen und Indikationen zu benennen. Sie ist wirklich ganz breit aufgestellt und dabei sehr effektiv. In der Aromapflege ist sie eines der meistgenutzten Düfte (ganz vorne sind aber Berg-Lavendel und Pfefferminze).

Ihre stark entzündungshemmende Wirkung entspannt entzündete Gelenke, auch bei Rheumatoider Arthritis. Sie ist stark antibakteriell, sodass sie bei Akne erfolgreich eingesetzt wird oder auch bei Impetigo (Hautwolf).

Ich hätte übrigens nicht gedacht, dass der Duft in der Männerwelt so ansprechend aufgenommen wird, wie mir die Erfahrung mittlerweile gezeigt hatte. Ich dachte“Rosiges mögen Männer nicht“ – ja von wegen.

Rosengeranie zeigt, wie alles zusammen gehört

Gegen Pilze ist Rosengeranie genauso stark. Candida und Wundlegen sowie weitere Hauterkrankungen sind hier zu nennen. Das ist immer das besonders Spannende an den ätherischen Ölen und damit am Studium der Natur: Sie wirkt gleichzeitig bei bakteriellem und Pilzbefall, während unsere Isolierte-Stoffe-Pharma mit Antibiotika immer auch Pilze fördert und fungizide Mittel die Bakterien mehr antreiben. Sie gelten als natürliche Gegenspieler, doch das wahre natürliche Spiel vermögen sie nicht abzubilden. Die Rosengeranie dafür umso mehr.

Rosengeranie ist eines der wenigen Mittel, die regenerierend auf die Leberzellen wirken. Die Wilde Möhre ist eigentlich immer mein erster Gedanke, vielleicht auch, weil ich sie liebe. Die Kombination leberzellregenerierend und „gynäkologisch“ ist eine spannende: Rosengeranie entspannt bei schmerzhafter Menstruation und reguliert PMS-Beschwerden. Oftmals ist bei diesen Beschwerden auch die Leber am schwächeln, die z. B. beim Hormonabbau nicht richtig hinterher kommt. Diese Kombination findet man nicht häufig. Also behaltet sie im Hinterkopf. Der rosige Duft verrät uns ohnehin, dass auch Frauenthemen eine wichtige Rolle spielen.

Schattenseiten

Apropos Frauenthema. Es ist zwar keines ausschließlich, aber es ist unter Frauen sehr verbreitet: Das Tuscheln hinterm Rücken; das Besprechen unliebsamer Anteile einer Person, ohne deren Beisein. Je bewusster und wacher die Menschen, umso weniger findet es statt – denn man merkt, dass man ja oftmals die eigenen Schatten in anderen sieht.

Glücklicherweise ist genau das ein Rosengeranienthema: Sich die eigenen unliebsamen Anteile anzuschauen, wirklich hinzusehen, aus welchen Aspekten man denn noch so besteht.

Rosengeranie gibt dabei psychische Untersützung: Sie ist angstlösend. Und für welche Angst? Die Angst, unzureichend zu sein. Die Angst, dass andere das Falsche in einem sehen. Die Angst, dass andere über einen herziehen.

Rückzug macht angreifbar

Mit Rosengeranie treten wir in den bewussten Prozess ein, uns einfach alles eigen zu machen, was auch zu uns gehört. Überall hinzusehen und uns selbst zu stellen. Dann geben wir weder Lästereien etwaigen Zündstoff, noch begeben wir uns auf die unbewusste Ebene, auf der Lästern als Schatten-Bewusstwerdung notwendig ist. Wenn wir etwas bewusst vertreten, kann es nicht heimlich angegriffen werden.

Der Grund, warum Rosengeranie so gut antibakteriell und vor allem fungizid wirkt, ist hier ebenso zu finden: Sehen wir Anteile in uns nicht oder schieben wir sie von uns, wirkt sich das auch auf unser Immunsystem aus. Das, was weggeschoben wird, wird nicht mehr adäquat versorgt.

Das geht in beide Richtungen: Sowohl ist das Immunsystem nicht fähig, Angriffe abzuwehren, als auch umgekehrt ist das Körpersystem nicht fähig, das Immunsystem zu regulieren (autoimmune Prozesse keimen auf). Die Balance ist es einmal wieder, die zur Gesundheit führt.

So gilt Rosengeranie tatsächlich auch als ausgleichende Kraft. Besonders die Hormone soll sie ausgleichen und im Auf und Ab der Menopause beschwichtigen.

Bedingungslose Hilfe – nichts weiter

Es gibt noch ein weiteres Thema, das Rosengeranie mit uns betrachtet: Wie können wir damit umgehen, wenn wir Hilfe von anderen benötigen? Können wir sie gleichsam geben und nehmen oder haben wir Probleme, vor allem mit letzterem? Oder gibt es vielleicht ein einschneidendes Erlebnis, das bis heute an uns nagt, in dessen Situation wir ohne fremde Hilfe nicht bestehen konnten, aber wir bis heute mit dieser Hilfeleistung oder In-Schuld-Stehung nicht zurechtkommen? Sind wir vielleicht im Alter zunehmend auf Hilfestellung angewiesen und haben verständlicherweise unsere Schwierigkeiten damit?

Auch hier sehen wir natürlich Anteile nicht deutlich genug und glauben vor allem nicht, dass Hilfe von außen auch ganz bedingungslos sein kann.

Ihr seht, wie Rosengeranie die Themen wirklich vielschichtig vereint? Die Quintessenz ist immer: Integration, Miteinander. Ob mit den eigenen Anteilen oder mit anderen Menschen.

Meine Welt mit Rosengeranie

Ich finde es spannend, dass ich den „nicht tollen Anteil“ in Rosengeranie so klar differenzieren kann und dass dieser Anteil tatsächlich sogar manchmal ganz entspannt riecht. Mit ihr gehe ich daher immer wieder mal gern in Überprüfung meiner aktuellen Haltungen und Situation. Habe ich Anteile von mir – mal wieder – ausgeblendet und ihnen nicht genügend Raum gegeben, sich auszudrücken? Bin ich schon wieder auf die „Konkurrenz-Falle“ reingefallen und habe vergessen, dass es viel besser ist, sich gegenseitig zu bestärken und die Vielfalt zu feiern? Und so schwankt mein olfaktorisches Erlebnis mit Rosengeranie immer mal wieder. Das kurze Innehalten und Überprüfen hilft mir aber, authentisch zu sein und zu werden und nicht in aggressive Tendenzen zu verfallen. Weil es für mich ein sehr wichtiges Thema ist und ich tatsächlich ein Miteinander und Authentizität anstrebe, denke ich, reagiere ich so empfindlich auf die Rosengeranie und werde immer wieder zu ihr zurückkehren dürfen.

Der Kreis schließt sich und die Natur ist wieder oberschlau

An dem Punkt gern noch einmal die Verbindung zurück zur Leber: In der TCM assoziieren wir Leberstau mit Wut und Aggression. Die Leber, als das yin-Organ des Funktionskreises Holz, steht aber auch für das eigene Wachstum, die eigene Kreativität. Wenn wir also auf andere fokussieren und uns danach ausrichten, wie wir irgendwie gut durch die Lästereien kommen und selbst nicht so angreifbar sind (was ein Trugschluss ist), dann konzentrieren wir doch tatsächlich sehr wenig auf uns. Vor allem beziehen wir nicht all unsere Anteile (und damit eine größere kreative Diversität) ein und fragen uns wenig, was wir denn eigentlich selbst wollen. Das lässt uns letztlich nicht glücklicher werden, sondern frustrierter und wir werden gar aggressiv.

Und so hat wieder einmal alles miteinander zu tun. Die entspannte kreative Leber mit der unangegriffenen Haut, mit dem kreativen Sexualzentrum. Muss Natur denn immer so weise sein?

Quelle für Titelbild: Vladimir Mijailovic @ shutterstock

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