Sie gehören zu den kritischen Inhaltsstoffen ätherischer Öle und mit Bedacht angewendet. Richtig eingesetzt können sie unentbehrlich werden. In diesem Artikel stelle ich jene Inhaltsstoffe vor, die wir Ketone nennen und differenziere ihre Funktionalität und Toxizität.

Was sind Ketone?

In der Chemie lassen sich Moleküle anhand ihrer funktionellen Gruppen unterscheiden. Jene Gruppen sind die jeweils reaktivsten, entscheiden also über die Reaktionsart des gesamten Moleküls. Eine dieser funktionellen Gruppen sind Ketongruppen. Hier ist ein Sauerstoffatom mit einer Doppelbindung an ein Kohlenstoffatom gebunden.

In der Aromachemie unterscheiden wir zudem die Molekülgröße, weil auch diese entscheidenden Einfluss auf die Reaktionsfähigkeit und -schnelligkeit hat. So kennen wir Monoterpenketone, Sesquiterpenketone, Di(terpen)ketone und Tri(terpen)ketone – mit steigender Anzahl an Kohlenwasserstoffverbindungen, hier 10 Kohlenstoffatome, 15 sowie 20 und 25.

Pyramidenförmige Glasgefäße im Regal mit verschiedenfarbigen, golden und braunen flüssigen Attars darin.
Der berühmteste Attar ist Attar of Roses: Hellbraune verzierte Flasche vor einem Hintergrund voller Rosenblüten.

Ketone: Von toxisch bis stärkend

Je kleiner die Verbindungen umso schneller ihre Reaktion. Für unsere Ketone ergibt sich daraus die Begründung, warum besonders Monoterpenketone so schwierig für uns sind: Sie stellen die größte Gefahr im Umgang mit ätherischen Ölen dar, denn sie wirken stark reizend auf das Nervensystem; so stark, dass wir von neurotoxisch, also nervengiftig, sprechen.

Das brachte den Ketonen allesamt einen schlechten Ruf ein. Dabei gilt das noch nicht einmal für alle Monoterpenketone. Carvon z. B. ist ein recht sanftes Monoterpenketon, das in Spearmint und Kümmel vorkommt. Diese ätherischen Öle finden auch bei Kindern Anwendung, während um das Monoterpenketon Thujon die größten Bögen gemacht werden. Thujon blockiert im Nervensystem die GABA-Rezeptoren, welche für Entspannung sorgen. Dadurch kommt es zur Überreizung.

Thujonreiche Öle finden in der klassischen Aromatherapie keine Anwendung. In dieser kommt es entweder zur großflächigen Hautanwendung, bei der viele Wirkstoffe durch die Haut ins Blut gelangen oder sogar zur inneren Anwendung, wie sie die allopathisch orientierte Aromamedizin kennt. Tatsächlich ist es lebensgefährlich schon drei Tropfen monoterpenketonreicher ätherischer Öle innerlich zu nehmen – die äußere Anwendung macht es hier fast nicht besser.

Sesquiterpenketone oder gar Diketone und Triketone wirken wesentlich ruhiger, bedachter. Auch sie wirken auf das Nervensystem, entfalten hier aber eher einen stärkenden Einfluss. In den letzten Jahren setzte sich eine immer differenziertere Betrachtung der Ketone ein, sodass beim Erblicken von Sesquiterpenketonen oder Diketonen in der Inhaltsstoffliste die Aufregung – zu recht – nicht mehr so groß ist. Tatsächlich zeigt sich anhand des Beispiels dieser funktionellen Gruppe, warum diese Einteilung in der Aromawelt schon lange schief angeschaut wird. Während die einen propagieren, sich die nunmehr immer detailierter beschriebenen Wirkungen der einzelnen Inhaltsstoffe anzuschauen, warnen die anderen vor Kleinteiligkeit und Verlust des großen Ganzen.

Für alle Ketone aber gilt: Mächlich im Gebrauch, denn sie sind gegenüber dem Abbaustoffwechsel der Leber recht widerständig. Dadurch kann es zur Akkumulation von Ketonen bei mehrfacher äußerlicher Anwendung kommen, was zur Lebertoxizität führen kann.

Monoterpenketonreiche Öle

  • Echter Salbei (Salvia officinalis)
  • Beifußarten, v. a. Gewöhnlicher Beifuß (Artemisia vulgaris), Wermut (Artemisia absinthium), Strauch-Beifuß (Artemisia arborescens), Eberraute (Artemisia abrotanum)
  • Lebensbaum (Thuja occidentalis)
  • Ysop (Hyssop officinalis)
  • Schopf-Lavendel (Lavandula stoechas)
  • Schafgarbe (Achillea millefolium, es gibt nicht deklarierte Chemotypen!) – Thujon, Artemisiaketon
  • Kümmel (Carum carvi) – Carvon
  • Pfefferminze (Mentha x piperita) – Menthon und Isomenthon
  • Spearmint (Mentha spicata) – Carvon
  • Speiklavendel (Lavandula latifolia)
  • Rosmarin CT Borneon (Salvia rosmarinus) – Campher / Borneon
  • Rosmarin CT Verbenon (Salvia rosmarinus) – Verbenon
  • Fenchel (Foeniculum vulgare, vor allem der Bittere) – Fenchon
  • Rosengeranie (Pelargonium graveolens) – Methon und Isomenthon

Monoterpene:

Alpha- und Beta-Thujon, Campher / Borneon, Menthon, Artemisiaketon, Fenchon, Verbenon

Sesquiterpenketonreiche Öle

  • Rose (Rosa damascena)
  • Zeder (Cedrus ssp.)
  • Vetiver (Chrysopogon zizanioides)
  • Iris / Schwertlilie (Iris ssp.)
  • Veilchen (Viola odorata)
  • Narde (Nardostachys jatamansi)
  • Grapefuit (Citrus paradisi, bis zu 0,5 %)
  • Kurkuma (Curcuma longa)

Sesquiterpene:

Damascenon, Atlanton, Vetivon, Irone, Jonone, Nookaton, Turmeron

Diterpenketonreiche Öle

  • Immortelle (Helichrysum italicum)

Diketone: Italidione

Triterpenketonreiche Öle

  • Manuka (Leptospermum scoparium)

Triterpene: Leptospermone

Isoliert oder komplex: Wenn die Natur mitreden darf

Wir kennen das ja schon von anderen Düften: Ein daraus entnommener isolierter Stoff zeigt sich in Risikotests im Labor als äußerst problematisch – im unberührten Gesamtpaket des ätherischen Öles sieht es weniger dramatisch aus. Das gilt auch z. B. für das Monoterpenketon Thujon. Auch wenn „weniger dramatisch“ nicht unschädlich heißt, liegen die Erwartungen zur Toxizität vom Gesamtgemisch Thujaöl oder Weißer-Beifußöl (Artemisia herba-alba) deutlich hinter der Lebertoxizität des isolierten Thujons zurück. Im natürlichen Vielstoffgemisch sind immer antagonistische Effekte von weiteren Inhaltsstoffen zu erwarten, die in der Pharmakologie gern übersehen werden: Hier gilt es Wirkstoffe zu finden und findet vielleicht drei oder fünf von insgesamt 80 Inhaltsstoffen – der Rest spielt dann keine Rolle und dabei so wichtig.

Auch der Destillierzeitpunkt entscheidet deutlich mit, um welche Wirkung es geht und damit auch wie die Inhaltsstoffverteilung aussieht. Wer selbst destilliert, kann einmal damit experimentieren, Artemisia-Pflanzen in ihren frühen Lebensstadien zu sammeln. Wenn die Blätter noch sehr klein sind, soll das ätherische Öl einen sehr geringen Thujongehalt z. B. beim Echten Salbei haben.

Wann Ketone gemieden werden sollten

Ketone werden mit sogenannten Exkarnationsprozessen assoziiert. Im Gegensatz zur Inkarnation (ins Leben kommen), geht es hier um Abbauprozesse. Das kann durchaus sehr positiv sein, denn unsere komplexen angelernten Gedankenmuster dürfen auch mal losgelassen werden, um Platz für neue Wege zu machen. Ich setze Ketone in meiner Heilpraxis gern ein, wenn schon lange an Transformationsprozessen gearbeitet wurde oder sie einfach gerade anstehen. Auch um Hürden in der Traumaverarbeitung zu nehmen, sind sie eine gute Wahl.

Doch solange ein Mensch alle Kraft für Inkarnationsprozesse braucht bzw. diese das Hauptthema im Leben darstellen, lasse ich die Hände von Ketonen. Soll heißen: Bis zum 25. Lebensjahr befindet sich unser Nervensystem im aktiven Aufbau. Rudolf Steiner hat es vorausgesagt und formuliert, dass wir uns bis zu 25. Lebensjahr im Inkarnationsprozess befinden. Alle Aufbauprozesse sind Gegenanzeigen: Schwangerschaft, Stillzeit, Babyalter, Kleinkindalter, Kinder. Ab Pubertät hören die Gegenanzeigen auf und beginnen die generellen Vorsichtsmaßnahmen, doch gebe ich immer den Hinweis, eventuell doch noch bis in die Zwanziger zu warten. Ausnahmen sind ab der Pubertät aber möglich, wenn es konkret um Themen geht, die Ketone auf den Tisch fordern.

Diese Vorsichtsmaßnahme gilt generell für alle Ketone, aber insbesondere für Öle mit dem Monoterpenketon Thujon. Wenn ein Kind Spearmint mag, dann ist der Duft kein Problem. Wenn es Manuka ablehnt, dann nehme ich es nicht (bei Kindern bietet es sich ohnehin nicht an mit abgelehnten Düften zu arbeiten). Wir sehen bei vielen ketonreichen Düften eine steigende Akzeptanz bei steigendem Lebensalter – das geht mit der Thematik einher.

    Dunkles Attar in dekorativer Ölflasche liegt auf einem Stück Baumrinde.
    Hellgelber Attar in mit Gold verzierter Glasflasche vor natürlichem hellen Hintergrund und Gras.

    Wie kann man ätherische Öle mit Ketonen anwenden?

    Ätherische Öle mit Ketonen sind manchmal nur einmal benötigt. Sie geben oft eine entscheidende Kehrtwende. Wer z. B. schon lange an einem Hautthema arbeitet, aber die Ausheilung so richtig nicht gelingt, kommt mit einer Einmalanwendung mit dem „Keton-Lavendel“, dem Schopflavendel, in sehr geringer Dosierung vielleicht zum Ziel. Kurze Dauer, geringe Dosierung – das ist eine wichtige Regel in der topischen Anwendung von Ketonölen.

    Öldispersionsbäder, welche zumeist nur einen einzigen Ätherisch-Öl-Tropfen gebrauchen, um diesen rhythmisch auf ein Vollbad zu potenzieren, sind auch eine fantastische Anwendung für Ketonöle. Denn mit dieser Anwendungsmethode heben wir die Wirkung ätherischer Öle auf eine ganz neue Ebene: die systemische. Gekoppelt mit der transformativen Thematik der ketonreichen Ölen ergeben sich sehr tiefgehende Impulse. Die aufgenommene Menge an Ketonen ist sehr gering, aber auch hier sollte die Wirkung nicht unterschätzt werden.

    Über das Riechen erreichen wir die gezielteste Wirkung im Zentralnervensystem. Für die psychische Wirkung ist es eine der besten Anwendungsmethoden. Da aber das Nervensystem ohnehin der Adressat für Ketonöle ist, gilt hier oberste Achtung nicht nur auf unsere Nase, sondern unseren Kopf. Nach wenigen Sekunden meldet sich oft ein Stechen hinter der Stirn, welche das Ende des Riechens an dem Duft zeitigen sollte.

    Es gibt darüber hinaus viele weitere energetische Anwendungsmethoden, wie ich sie z. B. in meinem Seminar „Energetische Aromatherapie“ vermittle und welche ohne intensives Riechen und ohne Hautkontakt auskommen. Hier gilt es dann gut in sich hinein zu spüren, wann genug ist. Doch es ist mit Abstand die sicherste Anwendung von ketonreichen Ölen. 

     

    Allgemeine Hinweise für die Arbeit mit Ketondüften

    Was in der Arbeit mit Ketonölen (v. a. thujonreiche) immer zu beachten ist: Die getriggerten Prozesse brauchen Energie! Wer gerade keine hat und z. B. tief in Depressionen steckt, könnte eine Transformation zwar ganz gut gebrauchen, bringt dafür aber keine Kraft auf. Dann wirken Ketondüfte definitiv kontraproduktiv – Finger weg.

    Es gilt genau abzuwägen, wo jemand steht. Wer gerade Stabilität braucht, ist mit Ketondüften sehr schlecht beraten, da sie noch mehr auflösen. Wer diese Stabilität aber gefunden hat oder anderweitig generieren kann, findet in Ketondüften wiederum gute Begleiter.

    Und dann gibt es natürlich noch die goldene Regel: Viel trinken. Wenn psychisch etwas verdaut und losgelassen werden, wirkt das auch immer auf den Körper. Um auch hier gut loslassen und Stoffwechselprodukte ausscheiden zu können, empfiehlt sich viel klares Wasser. Trinkt mindestens 1/2 L mehr als sonst.

    So wohl dosiert, wünsche ich dir gute Erfahrungen mit den kraftvollen Ketondüften. Ich würde sie nicht mehr missen wollen, weiß aber auch, dass es für alles die rechte Zeit braucht. Und wenn deine Nase Ketondüfte ablehnt, dann ist dies das dringlichste Zeichen, nicht damit zu arbeiten. Die Arbeit mit abgelehnten Düften hat ihren Platz (Seminar „Schattenarbeit mit Aromatherapie“), aber der darf gut vorbereitet sein und Ketondüfte fallen hier leider komplett heraus.

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