Um die Wirkung von Wurzeln und Wurzelölen richtig gut zu verstehen, bietet sich ein Blick in die Anthroposophie an. Alles macht plötzlich Sinn – versprochen! Auch warum Baldrian so gut auf den Schlaf wirkt, geht mit der Erklärung einher. Trotzdem stelle ich ihn euch vor.

Mit Sternchen* gekennzeichnete Links sind Affiliate-Links

Wofür die Wurzel in der Anthroposophie steht

Für ein ganzheitliches Verständnis der Wirkung von Pflanzen auf uns Menschen greife ich wirklich gern auch zu anthroposophischer Literatur. Da fällt es mir manchmal wie Schuppen von den Augen, wenn ich insbesondere bei Wilhelm Pelikan in der Heilpflanzenkunde-Serie* stöbere und die kurzen Pflanzenenergiebeschreibungen mit offenem Herzen und Armen empfange.

Ein eigentlich sehr simples System um Heilpflanzen und vor allem ihre Pflanzenteile im Kontext humanmedizinischer Wirkung zu sehen, ist das dreigliedrige System von Mensch und Pflanze.

Kurzum: Die Pflanze ist ein auf den Kopf gestellter Mensch.

Das kennen wir schon vom Chlorophyll, das genau das gleiche Molekül wie unser blutroter Farbstoff Hämoglobin darstellt, nur dass im Chlorophyll in der Mitte ein Magnesiumatom residiert und beim Häm ein Eisenatom. Wir atmen Kohlenstoffdioxid aus und Sauerstoff ein und die Pflanze macht es umgedreht, zumindest bei Tage, wenn das Chlorophyll aktiv sein kann. 

In der Anthroposophie sind die drei Glieder einer Pflanze: Blüte, Blatt, Wurzel. Da es im Raunachtskalender nur um die Wurzeln geht, verbleibe ich hier und verweise auf oben genannte Buchserie zu vertiefen oder empfehle, sehr gerne, auch die Literatur des Kalbermatten-Ehepaars Psyche des Menschen und Signatur der Heilpflanzen*.

Die Wurzel entspricht demnach dem Kopf des Menschen – und dabei ist die Funktion gemeint, also das Sinnes-Nerven-System. Denn das zentrale Nervensystem befindet sich in Gehirn und Rückenmark und es sind alle Sinne im Kopfbereich verankert. Auch die Wurzel ist sinnlich empfindlich, auf Wasser- und Mineralstoffgehalt des Bodens, auf Schwere (Statolithen in Wurzelzellen).

»Das in der Umgebung Wahrgenommene ergreift die Wurzel durch aktives Hineinwachsen und bestätigt nun ein Auswahlvermögen, indem sie in ganz spezifischer, an die Art gebundene Weise diese oder jene Erdenstofflichkeit in sich aufnimmt und zu einer für jede Pflanzenart individuellen Salzkomposition synthetisiert.« (Wilhelm Pelikan, Heilpflanzenkunde, Band 1, Seite 14)

Die aufgenommenen Salze bewirken einen Mineralisierungsvorgang der gesamten Pflanze, geben ihr Form und Halt. Beim Menschen finden wir ebenso Verfestigungs- und Mineralisierungsprozesse, die durch Nerven ausgehen. Der festeste Teil an uns ist dann tatsächlich auch unser Kopf, unser Schädel. Also, ganz bildlich gesprochen, führen Nervenprozesse zu Festigkeit, zu Halt. Daher wirken Wurzeldrogen so stabilisierend. Viele haben eine ausgesprochene Kopf-Nerven-Wirkung, wie auch der unten beschriebene Baldrian.

Baldrian ganzheitlich

Ich oute mich gern als Baldrianfan, doch bin ich auch eine ausgesprochene Katzen-Mama. Baldrian führt Katzen in wundersame Anregung und Aktivität. Bei uns Menschen ist es umgedreht. Noch so eine Verdrehung wie bei Pflanzen und Menschen. Zu Baldrian gibt es einen Trivialnamen, den wir für sein Einsatzgebiet wirklich äußerst gut verwenden können: Mondwurz. In ihm steckt der Bezug zur Nacht und zur Traumwelt.

Schon aus der Pflanzenheilkunde ist die schlaffördernde Wirkung des Baldrians bekannt. Das Öl kann dies ebenso, aber schätze ich es noch viel mehr am Tage. Denn auch hier zieht es die Traumwelt, in Tagträume, die uns erlauben, kreativ mit Ideen für unser Leben zu spielen, wenn wir empfinden, dass vielleicht irgendetwas nicht stimmt. Kein Wunder, dass es eine gute Wahl bei Burnout ist. Zu jenem gibt es mehrere Phasen, u. a. jene, die zu Schlaflosigkeit führt. Doch ist Baldrian ein sinnvoller Begleiter in allen Phasen, wenn er uns Hilfe zur Selbsthilfe gibt und erkennen lässt, wohin unsere Reise gehen könnte. Denn Träume sind für Baldrian Testversionen. Eine davon sollte dann auch umgesetzt werden.

Trivialnamen

  • Mondwurz (Nacht, Träume, Unterbewusstsein)
  • Augenwurzel
  • Balderbrackenwurzel, Baldurs Kraut (Balder = „der Leuchtende“, personifizierte Sonne in germanischer Mythologie)
  • Dennenmarck
  • Donarwurz, Donnerjan (Donar geweiht, germanischer Donnergot = Thor)
  • Dreifuß (Dreigliedrigkeit der Blätter und des Blütenstandes; verwurzelt in den 3 Welten, also Hinweis auf nicht-alltägliche Reisen)
  • Hexenkraut
  • Katzenkraut (regt sie an, macht sie liebestoll)
  • Nardos (alt-griechisch)
  • Spickwurz, Speik
  • St. Georgenkraut, Marienwurzel
  • Velandswurz, Wielands Wurzel
  • Wotansgerte (germanischer Gott Wodan = Odin, Gott der Dichtung, Runen, Magie und Ekstase mit deutlich schamanischen Zügen)
  • Viehkraut
  • Zahnkraut (Mineralisierungsaspekt)

So ist das ätherische Öl krampflösend und beruhigend, was bei allen nervös bedingten Erkrankungen unterstützen kann. Spannend ist auch hier wieder der Bezug Haut. Denn Baldrianöl ist wundheilend und pflegt die Haut. Man möchte vielleicht dank Baldrian durchaus wieder in der eigenen Haut stecken?

Baldrian im Aromahandel

Im Fachhandel gibt es sowohl Destillationen der Blüte als auch der Wurzel. Schon der Wurzelduft riecht nach einer blütenreichen Explosion. Im Hintergrund sind bekannte erdende Noten von Baldrianprodukten.

Das Raunachtsgewinnspiel

Frage:

Welchen Duft kann Baldrian in der Aromatherapie wunderbar ersetzen, auf dass die anderen Pflanze hoffentlich überleben kann?

 

Antwort:

Unser hiesiger Baldrian, Valeriana officinalis, der quasi vor der Haustüre wächst, kann die im Himalaya wild gesammelte Narde ersetzen. Es ist ein schwieriges Unterfangen Narde zu kultivieren, sodass es quasi nur Wildsammlungen im Handel gibt. Sie ist stark bedroht und wenn sie in der Wildnis weg ist, wird es ganz schwer.

In meinen Präsenzkursen lasse ich beide, Baldrian und Narde, gern herumgehen und vergleichriechen. Sie riechen wirklich sehr ähnlich – ohne den Vergleich gar nicht bestimmbar. 95 % bevorzugt Baldrian. Umso besser, oder?

Spielregeln:

Die Frage ist für 24 Stunden online. Danach gibt es die Auflösung und vor allem die nächste Chance im neuen Artikel. Ihr könnt jede Frage einmal beantworten. Unter den richtigen Antworten lose ich nach den Raunächten die Gewinnerin bzw. den Gewinner aus. Insgesamt könnt ihr, wenn ihr jeden Tag die neue Frage richtig beantwortet, 12 Lose bekommen und eure Gewinnchance damit wesentlich erhöhen.

Gewinn:

Zu gewinnen gibt es mein 2. Buch! Und nein, ihr habt noch nichts verpasst: Es erscheint erst in 2022. Die Gewinnerin oder der Gewinner darf sich ein bisschen gedulden, wird aber die/der erste sein, die/der das Buch in den Händen hält. Wenn das kein Mega-Preis ist! 😀

 

Anamnese – Das Wiedererkennen in der Therapie

Anamnese – Das Wiedererkennen in der Therapie

Was ist Heilkunst, wenn nicht ein ständiges Fragen und Schauen und Erkennenwollen? So denn finde ich mich im Studium der Philosophie wieder (man darf ja nutzen, was man hat, wenn man in Berlin lebt). Der Überblick über die Antike mit Platon im Fokus führte mich zu...

Neumond 4.8.24 – Ceylon Zimt-Blätter

Neumond 4.8.24 – Ceylon Zimt-Blätter

In diesem Monat darf uns eine feurige Kraft begleiten: Der Duft der Blätter des Ceylonzimtbaumes (Cinnamomum verum).Verbindung mit der Herkunft Der Ceylonzimtbaum ist ein stattlicher massiver Baum. Wir kennen primär zwei ätherische Öle aus seiner Gestalt: Zimtrinde...

Über Algenduft und Algen-Absolue

Über Algenduft und Algen-Absolue

Dies ist der Auftakt, meine Duftpalette etwas genauer vorzustellen. Mit Anekdoten, Erfahrungen oder Wissen - Hauptsache kurzweilig. So ergeben sich vielleicht neue Aspekte, Ideen und Erinnerungen, die in eurer Praxis hilfreich sein können.Algen - zurück ins Meer A wie...