Hier sitze ich nun. Ich habe die Römische Kamille (Chamaemelum nobile) gezogen. Ein All-Time-Favorite von mir, das ich – meist mit Erfolg – all meinen HSP Klientinnen überhelfen möchte. Einen kräftigen Atemzug habe ich genommen, meinen Kopf langsam auf die Rückenlehne des Sofas fallen lassen und nun spüre tiefe Zufriedenheit und Ruhe. Was ich nicht spüre, ist die sprudelnde Leichtigkeit, die ich sonst beim Schreiben habe. Und natürlich hat das mit dem Duft zu tun.

Schotten dicht

Römische Kamille ist ein ganz zauberhafter Duft. Er vereint das Krautige mit dem Süßen, das Fruchtige mit dem Frischen. Es ist schon für Babys geeignet und lässt auch Erwachsene nicht kalt. Alles kommt zusammen, wird rund.

Der Duft geht tatsächlich wie etwas träges Rundes, den Nase entlang nach unten, bewegt unglaublich viel im Halsbereich, macht das Herz leicht und sorgt für Glücksgefühle im Bauch. Sein Geheimrezept ist: die Schotten dicht machen.

Im Energetischen besänftigt Römische Kamille das Kehlchakra. Bei mir (und bei vielen anderen) sieht das so aus, dass das Kehlchakra blockiert. Bevor jetzt ein Schreck kommt: Das ist voll in Ordnung!

Das Kehlchakra steht beispielhaft für unseren Ausdruck. Unser Ein- und Ausatem und natürlich unsere Sprache müssen durch die Kehle. Ist das Zentrum blockiert, geht weder etwas hinaus noch hinein. Und genau das ist der Schlüssel der Entspannung mit Römischer Kamille.

Besänftigung von Magen & Darm

Somatisch ist Römische Kamille im Einsatz bei sämtlichen Entzündungen und Überreizungen im Magen-Darmtrakt bekannt. Der Duft und die Pflanze als Kraut wirken sehr stark entzündungshemmend. Hinzu kommt noch eine antiparasitäre Eigenschaft bei Giardien und Würmern.

Der Schwerpunkt aber liegt im Psychischen und die Magen-Darm-Belastungen, die Römische Kamille anspricht, sind unbedingt auch psychosomatisch zu sehen. Eine Überlastung, eine Überreizung ist das Thema des Duftes. Deshalb auch mein Einsatz bei HSP, also Hochsensibilität. Bei Kindern mit AD(H)S, bei Lernschwierigkeiten, bei Autismus. Es sind zu viele Reize da draußen, die das Nervenkostüm überstrapazieren und das schlägt auch auf unser Verdauungssystem.

Wenn das Ausdruckszentrum still steht und wir damit die Erlaubnis bekommen, still zu werden und nichts Neues mehr zu „produzieren“, dann ist das die eine Medaille der Entspannung. Die andere ist: Es kommt auch nichts herein. Der Duft legt sich wie ein schützender Mantel um die feinen und sensiblen Antennen, mit denen wir durch die Welt gehen.

Jetzt beginnt die Zeit zum Verdauen all der vielen Informationen, die zuvor auf uns eintrafen. Physisch wie psychisch.

Zuviel zu wenig – wie viel Kontrolle darf es sein?

Diese Balance zwischen dem Innen und dem Außen finden wir in vielen anderen Situationen des Lebens wieder. In meinem Buch beschrieb ich sie im Kapitel zum Muttersein. Eine echt knifflige Frage ist ja immer die, wie viel Kontrolle es braucht, um ein Kind sich frei entwickeln zu lassen. Wir wollen weder die natürliche Neugierde, das natürliche Lernen und Ausprobieren blockieren, noch wollen wir das Kind einer großen Gefahr aussetzen. Wir können es nicht vor allem schützen, das ist klar und ist auch nicht Sinn der Sache. Aber wie gestaltet sich Raum, in dem vertrauensvoll neue Welten entdeckt werden können? In dem man weich fallen kann, wenn etwas schief geht und dann einfach weiter macht?

Römische Kamille stärkt die Intuition und das Verständnis für den Prozess. Wenn es eine Institution auf der Welt gibt, die diese knifflige Frage immer wieder adressieren kann, dann ist dies dieser Duft und diese Pflanze. Römische Kamille gehört also fortan nicht nur ins Baby-Hausapotheken-Repertoire bei Bauchweh und Atemwegsbeschwerden (bitte erst bei einer Aromatherapeutin kundig machen!), sondern auch in die Tasche von Mama und Papa zum gelegentlichen Rückversichern.

Römische Kamille in meiner Erfahrung

In meiner Welt bedient der Duft gleich mehrere Ebenen. Ich nähre nach, was ich als zu viel Kontrolle in meiner Kindheit empfand (wer konnte schon ahnen, dass ich so freiheitsliebend bin).

Aber vor allem nutze ich den Duft als Schalter, um von jetzt auf gleich auf Parasympathikus umzuschalten. D.h. auf Ruhe, Verdauung, Urlaub. Raus aus der Welt da draußen, um zu sortieren und zu verarbeiten, wie es Hochsensible eben immer wieder fokussiert tun müssen. Hätte ich den Duft dafür nicht zur Verfügung, wäre alles viel schwerer.

Deshalb wird der Duft wohl immer ein Evergreen bei mir bleiben.

So wie der Duftrasen, den diese Pflanze ausbildet, immergrün ist. Ein Tritt auf den Rasen und man steht in einer Duftwolke (also wenn man sich ganz klein macht). Und alsbald richtet sich die Pflanze wieder auf. Ein wunderbares Zeichen dafür, dass Überreizungen besänftigt werden können und dass man nach der ganzen Aufregung mit ein bisschen Pausierung wieder kraftvoll für sich stehen kann, als sei nichts gewesen.

 

Quelle für das Titelbild: pilialoha @ shutterstock

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