Ich könnte es ja so drehen, dass ich meine, die Düfte würden mit mir in diesen Raunächten ziemlichen Schabernack treiben. Es auf die Düfte schieben. Kurios ist das schon, denn ich habe aus der Düfte-Tombola mit 2×6 Düften der „guten“ bzw. „bösen“ Kategorie nicht nur in der 3. Folge einen „bösen“ Duft gezogen, sondern zum 3. Mal in Folge einen „bösen“ Duft, der mich mit einem „guten“ Odor überrascht. Ich mag ihn plötzlich. Also wirklich, wie stehe ich denn jetzt mit meiner Serie da!? Ja und dann habe ich schummeln wollen und habe einen „guten Duft“ gegriffen und der riecht – wirklich – echt doof heute. Was ist denn nur mit mir los?

Aber was soll schon mit mir los sein? Ich bin in den Raunächten so vollkommen raus aus dem Trott des Alltags. Ich habe gestern sogar vergessen, welcher Wochentag war. Ich schmiede keine großen Pläne, ich überlege mir keine neuen Strategien, bereite nicht emsig das nächste Seminar vor, habe den 2. Buchband über die Raunächte losgelassen… Ich bin ganz woanders. Ist es da wirklich ein Wunder, dass ich ganz anders auf die Düfte reagiere?

Es ist sogar ein wunderbarer Beweis wie unmittelbar wir auf unsere Lebenssituation, unsere emotionalen und mentalen Belastungen reagieren können. Wenn wir es denn zulassen. Immer nur einen Trott zu fahren, ist gesundheitlich nicht gut. Die tief heilsame Zeit der Raunächte wird mir immer mehr bewusst. Die Düfte lügen nicht. Also, auf zu einem Duft, den ich eigentlich nicht mag und nur heute mal ausnahmsweise echt ganz entspannt finde. Oder hat sich das Thema vielleicht doch gelöst?

Zimt – Heiße Weihnacht

Er gehört einfach in die Weihnachtszeit. In den Glühwein, in die heiße Schokolade, vielleicht sogar in die vegane Bratensoße. In Sterne sowieso – das sind dann Zimtsterne 😉

Gibt man Zimtöl in den Raumduft soll die Raumtemperatur ein paar Grad Celsius wärmer empfunden werden. (Allerdings suche ich seit etlichen Minuten eine Studie dazu und finde nichts. Daher ist die Info unter Vorbehalt.) Das Gewürz schürt nicht nur das Verdauungsfeuer, was in diesen Tagen vielen sehr willkommen ist, sondern ist wirklich physisch wärmend. Ein wirklich zauberhafter Duft für Weihnachten und die gesamte Winterzeit.

Und ich mach da voll mit.

Zimt oder Cassia

Überall kommt Zimt ran. Aber ich gehe im Einkauf auch sicher, dass ich nicht den Echten Zimt (Cinnamomum ceylanicum) kaufe, sondern den Cassia-Zimt. Der soll aufgrund seiner hohen Coumarin-Gehalte zwar eher zurückhaltend eingesetzt werden (leber-toxisch in hoher Dosis), aber ich liebe Coumarin einfach. Ich liebe Tonka, ich liebe Waldmeister – ich liebe Cassia. Überall findet sich Coumarin. Im Echten Zimt hingegen findet sich der Stoff nur ganz wenig.

Die Dynamik zwischen Cassia (Cinnamomum cassia) und dem Echten Zimt ist sehr verschieden. Ich bin definitiv Team Cassia. Aber der Echte Zimt drückt mir die Knöpfe. Daher finde ich ihn als Psycho-Aromatherapeutin eben auch ganz gut, auch wenn er meistens „böse“ ist oder es war.

Über Cassia berichte ich euch in meinem kommenden 2. Buchband. Im 1. Buchband habe ich den Echten Zimt, differenziert in Zimtrinde und Zimblätter (denn es gibt Öl aus beiden Pflanzenteilen getrennt), vorgestellt und möchte ihn hiermit erweitern, das Thema ausdehnen. Meine Forschungen gehen schließlich stetig weiter.

Halt mich fest!

Habt ihr den Querschnitt der Zimtstangen vor Augen? Schaut euch das Bild an. Den Echten Zimt unterscheidet man auch in Stangenform von der Kassie, weil der Echte Zimt viel feiner ist. Er sieht fast gefüllt aus, wenn er sich einkringelt und mehrere Schichten dabei abblättern. Die Kassie ist dicker, fester und lässt beim Einrollen viel Luft innen. Vielleicht könnt ihr es euch so gut verbildlichen, indem ihr euch vorstellt, dass das Einrollen von beidenen Seiten nun wie das Umschlingen von zwei Armen ist, die einen festhalten. Nur wird es bei dem Echten Zimt ziemlich eng.

Ist das spooky oder schön?

Falls ihr Zimtrindenöl habt, riecht mal dran

Ihr werdet die Idee wohl eher spooky finden, wenn ihr den Duft nicht mögt. Dann ist das Thema nämlich unerlöst und ihr interpretiert es vielleicht so wie ich: Man wird gegen seinen Willen festgehalten, kann nicht jederzeit frei entscheiden, wohin man gehören möchte, wo man sein möchte. Oder es ist einfach zu fest, zu viel; die eigene Luft zum Atmen fehlt.

Oder riecht das Zimtrindenöl gut? Ja dann habt ihr damit kein Thema. Ihr nehmt es nicht bedrohlich wahr, nicht zu eng – mit genug Raum zur Selbstentfaltung und -gestaltung. Außerdem wisst ihr doch, dass dies keine festen Bande sind und ihr euch aus dieser engen Verbindung lösen könnt. Ihr wisst, ihr bleibt auch dann verbunden, wenn ihr neue Räume erobert. Also: Freiwillige Verbindung vs. Festgehalten werden.

In meinem Buch habe ich diese Empfindung nur auf die Herkunftsfamilie bezogen. Aber ich denke, das Thema ist viel größer. Klar ist die Herkunftsfamilie ein großes Thema. Aber auch Wahlgemeinschaften / Pflichtgemeinschaften, Jobs, die als solche empfunden werden etc. – all die Positionen, die wir im Leben einnehmen können, haben damit potentiell zu tun.

Die körperliche Wirkung des Zimtrindenöls

Irgendwie macht in dem Kontext dann auch Sinn, dass das Zimtöl (sowohl Rinde wie auch Blätter) sehr hautreizend ist. Es ist ein reizbares Thema.

Es geht um unser Milieu und das, was uns zu nah kommt. Zimtrindenöl ist ein absoluter Schatz der Antiinfektiosität. Soll heißen: 98 % aller pathogenen Bakterien haben bei Zimtrindenöl keine Chance. Das gilt für Atemtraktinfektionen wie auch für Darminfektionen, für Tropenerkrankungen wie auch für Wunden. Nur ist immer die Frage: Wie bringe ich es in Kontakt – ist es zu reizend? Und das ist es oftmals. Es ist auch hier immer die Frage: Wie viel Kontakt ist zu viel und wird als bedrohlich interpretiert?

Und dann findet sich in solch wirklich wunderbaren Aromatherapiebüchern wie dem Wabner/Beier „Aromatherapie“ (tatsächlich mein liebstes Fachbuch! aber eben auch nicht perfekt) der Hinweis, dass Zimtrindenöl hervorragend bei ausbleibender oder schwacher Menstruationsblutung geeignet wäre und als solche in Vaginalzäpfchen verarbeitet werden sollte. Halleluja. Neinneinnein. Die Vaginalschleimhaut ist bitte ganz besonders reizbar. Eine Apotheke mit ernsthaftem Aromalabor würde das auch nie zubereiten.

Zimtrindenöl – in Fachhänden ein starkes Rundum-Mittel

Dafür aber ergibt sich mit dem Wabner/Beier ein ganz rundes Bild des Zimtrindenöls. Denn wer so innig festgehalten werden kann oder auch gern einfach verbunden bleibt, der fühlt sich gut versorgt: Zimtrindenöl ist nämlich auch noch antiviral, wirksam gegen Pilze wie Candida und Aspergillusarten (es kommt immer in meine Schimmelbekämpfungssprays), antiparasitär bei Amöben und insektizid bei Kopfläusen.

Und bevor ihr das jetzt auf die Köpfe eurer Kinder sprüht: Nicht ohne intensive Gespräche mit einer in Aromatherapie ausgebildeten Ärztin oder Heilpraktikerin! Zimt ist nämlich nicht für Kinder geeignet und gehört fein dosiert maximal in Duftlampen und Co. Auch Erwachsene fahren gut, wenn sie Zimtrinde eher über den Duft erfahren. Aber manchmal gibt es eben medizinische Indikationen; die gehören dann aber auch in medizinische Fachhände.

Über den Duft kommen auch die psychischen Wirkungen besser zum Tragen. Es ist nachvollziehbar, dass Zimtduft mit der Befreiung seines oben angesprochenen Themas psychisch sehr stärkt. Es vermag nervöse und erschöpfte Gemüter wieder in Startlöcher zu stecken. Auch da ist die Wirkung so stark, dass es sogar in Zuständen der Somnolenz (das ist eine Stufe auf der Koma-Skala und bedeutet, dass jemand zwar weckbar ist, aber immer wieder einschläft) probiert werden kann!

Und apropos Weihnachten: Diabetes mellitus Typ II war Untersuchungsfokus in der ein oder anderen Studie mit Zimtrindenöl (Systematic review and meta analysis). Cassia kann das übrigens auch (Review). Wenn es um Studien geht, werden die zwei Cinnamomum-Arten (Cassia und Echter Zimt) sogar oft zusammen untersucht.

Meine eigene Botschaft von Zimt

Für mich ganz persönlich ist Zimtrindenöl eigentlich etwas Alltägliches, da in meinem Bio-Cassia-Zimt-Gewürz auch Echter Zimt untergerührt ist. So komme ich quasi täglich in die Überprüfung, ob ich mich in meinen Strukturen gefangen oder frei fühle. Es triggert mich deshalb immer wieder mal, da ich absolut freiheitsliebend bin. Damit einher geht ein weiteres Thema, das noch in der Düfte-Tombola wartet – seid gespannt.

Zimt spiegelt mir, dass ich mit Bindung potentiell eher Einengung assoziiere und mir gut überlegen darf, welche (familiären) Strukturen für mich stimmig sind und welche nicht. Da ich mit einigen Entscheidungen in den letzten Monaten diesbezüglich sehr konkret geworden bin, ist es möglich, dass Zimtrindenöl auch deshalb heute recht angenehm riecht. Ich werde es beobachten, da ich das Öl jetzt lange nicht mehr gerochen habe und nicht sagen kann, ob ich klarer im Thema bin oder es nicht doch die Raunächte sind, die ihren Schabernack mit mir treiben.

Bildquelle des Titelbildes: Natali22206 @ shutterstock

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