Über den Echten Alant schrieb ich erst kürzlich im Raunachtskalender 2021. Deshalb möchte ich hier einen anderen Aspekt aufgreifen – ihren Namen.
Alant, der Leuchtende
Wie im verlinkten Artikel aufgelistet, trägt Alant einige Trivialnamen: Auf der einen Seite zum Beispiel den Namen Donavarwurzel (die Kraft des Gottes Donar / Thor) und auf der anderen Helenakraut, was sich auch im botanischen Namen wiederfindet: Inula helenium.
Alant gilt als der Leuchtende. Er blüht zur Sommersonnenwende und seine Wurzel wurde einst gebührend zur Wintersonnenwende verräuchert – als Symbol des wiederkommenden Lichtes. Seine Blüten könnten kaum bessere Abbilder der Sonne sein. Die große Stärke in ihm wurde mit dem Beinamen des Donars / Thors ausgedrückt. Er war ein bedeutender germanischer Gott, dem wir noch im Donnerstag begegnen. Seine Fähigkeit über Blitz und Donner zu regieren, zeigt seine Verwandtschaft zu Zeus und Jupiter. Außerdem leuchten Blitze schließlich so stark, dass sie die Nacht vollständig zu erhellen vermögen.
Helena, die Leuchtende
Dabei könnte man es belassen und die Wortwurzel Hel mit Leuchten begründen, aber es gibt spätestens mit dem Namen Helenakraut noch eine andere Dimension: Helena, die Leuchtende. Als wahrscheinlich Tochter eines heidnischen Gastwirtes in der heutigen Türkei ging sie eine Liebesbeziehung mit dem römischen Offizier Konstantius Chlorus ein. Klingt wie Klo, ist wie Klo, denn die Beziehung wurde nie offiziell, sie bekam einen Sohn und als Chlorus dann tatsächlich Kaiser wurde, ließ er beide fallen.
Der Sohn war jedoch kein anderer als Konstantin der Große. So von dem Ereignis schockiert, wurde Helena noch im gleichen Jahr zur Christin getauft. Das war so um 300 n.u.Z. und dementsprechend eine frühe Zeit fürs Christentum. Sowohl Helena als auch Konstantin der Große trugen zur Verbreitung dessen bei. Helena reiste nach Palästina und grub das Kreuz Jesus‘ aus, ebenso wie sie seine Dornenkrone mitbrachte.
Alant und unsere Wurzeln
Es machte strategischen Sinn für das damals herrschende Christentum, eine so wichtige Donarwurzel in Helenakraut umzubenennen. Konnten vorherige Bräuche nicht unterdrückt werden, wurden sie umetikettiert. Gleiches geschah mit Pflanzen. Ihre Heilkraft musste von Heiligen kommen oder ein Ausdruck ihrer Kraft sein.
Allerdings findet man hier ein symbolhafte Entwicklung: Die Wurzel hat mehr Kraft als das Kraut. Als Alant christlich umgewidmet wurde, ging es wohl eher darum, alles Vorherige zu vergessen. Hinfort mit der Wurzel, denn wie im Ausspruch Wurz und Wort zu finden, war dies Teil eines heidnischen, schamanischen Heilungskults. Die kulturelle Trennung von unseren Wurzeln führt zu einem Kraftverlust. Und das könnte uns Alant nicht schöner sagen.
In der Aromatherapie gilt Gleiches: Wenn der Alantduft mal im Handel ist (leider sehr selten), kann er sowohl von der Wurzel als vom Kraut stammen. Das Krautöl kommt an die Wurzelkraft nicht heran.
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